Die Belegschaft der Klinik Ottakring schlägt wegen Personalmangels Alarm.

Foto: Christian Fischer

Dass die Situation in manchen Wiener Gemeindespitälern angespannt ist, hat vor kurzem die Klinik Favoriten verdeutlicht. Ärzte der Urologie haben eine Gefährdungsanzeige eingebracht, weil sie seit Monaten am Limit arbeiten. Wie die "Kronen Zeitung" am Freitag berichtete, liegt eine derartige Anzeige auch für die Klinik Ottakring vor. Jene betrifft im Unterschied zu Favoriten allerdings nicht eine einzelne Abteilung, sondern das gesamte Krankenhaus.

In der Anzeige, die der Dienststellenausschuss des Spitals am 29. Juni an die Spitalsleitung übermittelt hat, heißt es, dass es zu keiner spürbaren Entlastung des Personals gekommen sei – im Gegenteil. Betroffen sei nicht nur der Pflegebereich, sondern unter anderem auch anderes medizinisches Personal, die Verwaltung und Technik.

Man könne angesichts der Lage keine Verantwortung mehr für etwaige Fehler bei der Arbeit übernehmen. Gefordert werden eine Anpassung der Leistungen an den Personalstand, Überstunden- und Urlaubsabbau, Dienstplansicherheit und die rasche Besetzung vakanter Posten.

Wiener Gesundheitsverbund spricht von Frühwarnsystem

Derartige Meldungen wie in Favoriten oder Ottakring sind kein Einzelfall. Wie der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) auf STANDARD-Anfrage angibt, wurden von Mai 2021 bis April 2022 exakt 53 Gefährdungsanzeigen verzeichnet. Darin eingerechnet ist etwa jene aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Klink Hietzing, die im Februar hohe Wellen schlug.

Seitens des Wigev heißt es, dass eine Gefährdungsanzeige nicht bedeute, dass die Versorgung der Patientinnen und Patienten gefährdet sei. Vielmehr sei es das Ziel, "die Krankenhausleitung rechtzeitig und vorbeugend über Engpässe zu informieren, damit Lösungen gefunden werden können".

Personalvertreter verlangt mehr Taten

Genau dies sei in der Klinik Ottakring nicht erreicht worden, wirft Personalvertreter Christopher Scepka der Spitalsleitung in der "Krone" vor. Nach der Anzeige sei lediglich ein Drittel der Betten der Klinik gesperrt worden, wird er zitiert. "Der große Wurf war bislang aber nicht dabei."

Dagegen wehrt sich der Gesundheitsverbund: "Es wurden zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation beschlossen und sind bereits in Umsetzung (organisatorische Maßnahmen, Personalplanung etc.)", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Stand Donnerstag seien in der Klinik Ottakring von den gesamt 940 Betten 281 Betten gesperrt und 128 Betten frei gewesen.

Der Fachkräftemangel setze allen Branchen zu und werde sich weiter verstärken, argumentiert der Wigev. Man wirke dem aber entgegen, indem man derzeit 1.400 Pfleger und 1.400 Ärztinnen ausbilde.

Rüge für Hacker

Die Rathausopposition reagierte mit Kritik auf die Nachrichten aus der Klinik Ottakring. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und seine "Erfüllungsgehilfen" würden das Gesundheitspersonal und die Mitarbeiter völlig im Stich lassen, befand Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp. "Sie gehören umgehend aus ihren Ämtern entfernt."

Und ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec richtete Hacker aus, dass dieser "endlich seiner politischen Verantwortung nachkommen und für die notwendigen Maßnahmen" sorgen müsse. "Das Personal sowie die Patientinnen und Patienten dürfen nicht weiterhin im Stich gelassen werden." (Stefanie Rachbauer, 26.8.2022)