Der neue Chef der OMV, Alfred Stern, wird in einer außerordentlichen Öbag-Aufsichtsratssitzung am Freitag seine Strategie für den teilstaatlichen Konzern erklären.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Außerordentlich spannende Wochen kommen auf die OMV zu bzw. auf ihre aktiven und ehemaligen Manager und Aufsichtsratsmitglieder. Zum einen sollen Ex-OMV-Chef Rainer Seele, der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Berndt, eine OMV-Managerin und eine frühere Betriebsrätin des teilstaatlichen Konzerns vor dem ÖVP-Untersuchungsausschuss aussagen, der am 6. September seine Arbeit wieder aufnimmt. Sie werden unter anderem zum Thema Einflussnahme auf Beteiligungen des Bundes befragt.

Zum anderen treffen einander OMV-Manager und Aufsichtsratsmitglieder ab 5. September zu einer Klausur in der Wachau, die am 7. September mit einer Aufsichtsratssitzung enden wird. Klausurthema: die künftige Strategie, deren Eckpunkte OMV-Vorstandsvorsitzender Alfred Stern ja schon präsentiert hat. Die OMV soll langfristig aus dem Öl- und Gasgeschäft aus- und auf Chemie, Kunststoffe, Recycling und E-Mobilität umsteigen. Der Vorstandsvertrag von Johann Pleininger, der für Exploration & Produktion zuständig ist, wurde nicht verlängert, er endet im Sommer 2023.

Ära Seele auf Prüfstand

Dem OMV-Aufsichtsrat werden auch die Ergebnisse jener Untersuchung präsentiert, in der eine deutsche und eine Wiener Anwaltskanzlei Fragen aus der Ära Seele beleuchtet haben. Es geht, wie berichtet, um die Verlängerung der Verträge mit Gazprom 2018 und den Sponsoringvertrag für den St. Petersburger Fußballklub Zenit. Seele wurde ja in der jüngsten Hauptversammlung die Entlastung verwehrt, u. a. auch wegen dieser Entscheidungen.

Die Entscheidung zur Verlängerung der Gasverträge im Jahr 2018 bis zum Jahr 2040 hat allerdings der Gesamtvorstand mitgetragen und der Aufsichtsrat war informiert, er hat die Ausweitung der Kooperation mit der russischen Gazprom 2017 mitgetragen. Und zu den Sponsoringverträgen für Wladimir Putins Lieblingsfußballklub Zenit soll es zwei entlastende Gutachten einer Sachverständigen geben.

Öbag-Aufsichtsräte befragen OMV-Chef

Völlig unumstritten soll die neue Raus-aus-Öl-und-Gas-Linie von Stern aber nicht sein, wie es in OMV-Kreisen heißt. Nicht zuletzt Pleininger dürfte ziemlich damit hadern, wie kolportiert wird. Details zu seiner vom Aufsichtsrat beschlossenen Strategie wird der OMV-Vorstandschef nun jedenfalls am 2. September in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Öbag (hält 31,5 Prozent an der OMV) präsentieren. Das bestätigt Öbag-Sprecher Michael Mauritz auf Anfrage: Einige Öbag-Aufsichtsräte hätten den Wunsch geäußert, die Strategie vom OMV-Chef erklärt zu bekommen.

Gerüchte, wonach Staatsholding oder einzelne Aufsichtsratsmitglieder mit der OMV-Strategie unzufrieden seien, zerstreuen Öbag wie deren Aufsichtsratsvorsitzender, Flughafen-Wien-Chef Günther Ofner. Die Öbag trage die vom OMV-Aufsichtsrat beschlossene Strategie mit, sagt Öbag-Sprecher Michael Mauritz. Und Aufsichtsratschef Ofner "kann und will unbegründete Spekulationen und Gerüchte nicht kommentieren". Es gehe angesichts der europaweiten Versorgungsprobleme und Preiserhöhungen darum, "dass alle das Menschenmögliche tun", die Energiekrise zu meistern. Zuallererst müsse die EU dringendst die Merit Order durch einen der Krise angemessenen, neuen Preismechanismus ersetzen.

Ob die OMV angesichts all dessen von ihrer Strategie abgehen soll? Das müssten OMV und ihr Aufsichtsrat entscheiden, erklärt Ofner. Im OMV-Kontrollgremium ist Öbag-Chefin Edith Hlawati stellvertretende Vorsitzende. (Renate Graber, 26.8.2022)