Die Kundschaft der Wien Energie hat bereits Schreiben über die Preiserhöhungen erhalten, in denen sie zu einem Wechsel des Tarifs gedrängt werden.
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Für die Kundschaft der Wien Energie haben die aktuellen Geldnöte ihres Stromversorgers, dem derzeit Milliarden fehlen, zunächst keine direkten Auswirkungen. Dies wäre wohl erst der Fall, wenn der Energiekonzern seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können sollte – genau dies soll aber durch den Hilferuf an die Politik abgewendet werden. Sehr wohl werden ab 1. September die Preiserhöhungen für Strom wirksam, die bereits im Juni angekündigt wurden. Wobei allerdings das Schreiben der Wien Energie, in dem die Kundschaft derzeit zum Umstieg auf einen anderes Tarifmodell bewegt werden sollen, hohe Wellen schlägt.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) kritisiert, dass Wien Energie ohne explizite Zustimmung auf den "Optima Entspannt"-Tarif umstellen will. Vielmehr müssen Kundinnen der Umstellung widersprechen, sofern sie im alten Tarifmodell bleiben wollen. Laut Einschätzung des VKI ist der neue Optima Entspannt zwar günstiger als der frühere Optima-Tarif nach der Preiserhöhung im September, aber kostspieliger, als dieser zuvor war. Zusätzlich können Verbraucher per Antwortschreiben oder per Internet auch Gratistage beim Anbieter lukrieren.

Entspannt oder nicht?

Sollten sich die Preise laut österreichischem Strompreisindex (ÖSPI) konstant oder weiter nach oben entwickeln, wird der neue Optima Entspannt laut VKI auch nach der Preiserhöhung die günstigere Variante verglichen mit dem Optima bleiben. Sinken die Strompreise hingegen wieder signifikant, dreht dieses Verhältnis. Darauf dautet derzeit allerdings wenig hin: Solange Erdgas wegen des Ukraine-Kriegs ein sehr knappes Gut bleibt, werden auch die Strompreise nicht wesentlich sinken – schließlich ist ja teures Gas derzeit für die Preissprünge bei elektrischer Energie verantwortlich.

Zurück zur Wien Energie: Der VKI prüft derzeit die Rechtslage und erwägt gegebenenfalls auch eine Klage gegen Wien Energie wegen der Preiserhöhung und des Tarifwechsels. Bis zu einem Urteil kann es aber Jahre dauern, und die Kundschaft des Wiener Energieanbieters muss jetzt schon entscheiden. Wie Betroffene reagieren sollen, will der VKI nicht pauschal beantworten, da es von der künftigen Entwicklung des ÖSPI abhänge. Wer die Gratistage von Wien Strom in Anspruch nehmen will, soll bei der Antwort vermerken, dass dies "vorbehaltlich der Zulässigkeit der Preiserhöhung bzw. Tarifumstellung" erfolge. Wer nicht auf den Optima Entspannt wechseln will, soll dies am besten noch im August Wien Energie schriftlich mitteilen. (aha, 29.8.2022)