Im Gerichtsstreit zwischen Ex-Vorstand und Glock Privatstiftung behaupten die Kläger, Sparappelle hätten sie von Gaston Glock entfremdet. Die Gegenseite, die ihrerseits die Exvorstände geklagt haben, bestreitet das.

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Was genau geschah im November 2018 in der Glock-Privatstiftung, und was haben die damaligen Mitglieder des Stiftungsvorstands mit Stifter Gaston Glock ausgemacht? Um Fragen wie diese geht es in jenem Prozess, in dem vier Ex-Vorstände ihre Abberufung bekämpfen. Sie haben sich damals auf einen Schlag rund 19 Millionen Euro ausbezahlt, Glock fühlte sich über den Tisch gezogen und berief die Vorstände 2019 ab.

In der Verhandlung am Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen vorige Woche sagte einer der Kläger aus. Neben dem üppigen Honorar, wie berichtet 900.000 Euro netto im Jahr pro Vorstandsmitglied (eines bekam weniger), ging es auch um Gaston Glock, heute 93. Er behauptet, man habe ihm die Honorarnoten untergejubelt.

"Hier sitzt der Patriarch"

Der Kläger, der damals neu bestellt wurde, hatte nur einmal eine längere Unterredung mit dem Waffenproduzenten, wie er schilderte. Ob der damals mental fit war, wollte der Anwalt der Stiftung wissen. Ja, Glock sei in seinem Büro gesessen, habe eine Unterlage gelesen, eine Zeitung sei daneben gelegen. Als er reinkam, habe der Waffenfabrikant einem Mitarbeiter, ein Verwandter seiner Frau, angeschafft, die Zeitung wegzuräumen, das Schriftstück habe er eigenhändig geschreddert. "Da dachte ich mir: Hier sitzt der Patriarch, es geht niemanden was an, was er da macht."

Auch bei einem Termin mit dem Notar habe Glock bewiesen, dass er "geistig sehr wach war". Da habe Glock, als der Jurist ein Dokument vorlas, einen Fehler bemerkt – als Einziger der Anwesenden. Bei diesem Termin wurden die drei alten Vorstandsmitglieder wiederbestellt, nachdem sie wegen eines Antrags von Glocks Ex-Frau Helga gerichtlich abberufen worden waren. Und vorsichtshalber bestellte Glock drei neue Vorstände dazu.

Was kann sich die Glock-Stiftung leisten?

Als Grund für die Entfremdung von Glock nennen die Kläger ihre Appelle zur Sparsamkeit. Anlass dafür seien die damals von Glocks Ex-Frau gestellten Ansprüche an die sehr vermögende Glock-Privatstiftung (ihr gehört die Waffenfabrik) gewesen. Der Vorstand habe gleichsam gefürchtet, dass Helga Glock bei einer Bucheinsicht die hohen Ausgaben für Feste und für die Pferde des Glock Horse Performance Center bemerken würde. Allein ein Fest habe 30 Millionen Euro gekostet.

Zudem habe man damals ein Stiftungsbudget vorgelegt, wonach "bei allen Wunscherfüllungen um 50 Millionen Euro mehr ausgegeben, als eingenommen worden wären", so der Kläger. Mit dem Sparaufruf habe man sich "den Unwillen" Glocks zugezogen. Was die Gegenseite deutlich hör- und sichtbar belächelte in der jüngsten Verhandlung. Wegen Sparens könne man sich mit Gaston Glock sicher nicht überwerfen, heißt es auf Beklagtenseite sinngemäß. Notabene: Die Stiftungen werden auf drei bis fünf Milliarden Euro Vermögen geschätzt.

"Bedrohungspotenzial"

Ein Umstand, den auch die Richterin hinterfragte: "Wo ist das Problem, wenn eine milliardenschwere Stiftung einmal um 50 Millionen Euro mehr ausgibt?" Es sei ums "Bedrohungspotenzial" aus den Ansprüchen von Helga Glock gegangen, erklärte der Kläger, "da ging um bis zu eine Milliarde Euro".

Glock und seine Ex-Frau haben sich dann aber auf einen Vergleich geeinigt. (Renate Graber, 1.9.2022)