Kann nichts dafür, zum "Maskottchen" für ein Hassforum erkoren worden zu sein: der Kiwi.

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Es geht Schlag auf Schlag für das Hassportal Kiwi Farms. Die Forenplattform, die zuletzt speziell mit Stimmungsmache gegen und Online-Belästigung von Transpersonen von sich reden gemacht hat, bleibt vorerst offline. Vor einigen Tagen hatte der Hosting- und Netzwerkschutz-Anbieter Cloudflare der Seite seine Unterstützung entzogen.

Grund dafür, so das Unternehmen, sei aber nicht eine von vielen unterstütze Social-Media-Kampagne (#dropKiwifarms) nach Deplatforming gewesen, sondern dass aufgrund konkreter Drohungen auf dem Portal Gefahr im Verzug gewesen sei. So hatten die Nutzer etwa wiederholt den Aufenthaltsort der Transfrau Clara Sorrenti ausgeforscht und mit einer Falschmeldung über eine Schießerei einen Polizeieinsatz bei ihr ausgelöst (Swatting). Trotz Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden habe man aufgrund der eskalierenden Lage keine andere Option mehr gesehen, als Kiwi Farms rauszuwerfen.

Gescheitertes Comeback

Die Betreiber der Plattform gaben aber nicht klein bei und versuchten seitdem, wieder ans Netz zu gehen. Dazu verschob man die Domain zu einem chinesischen Anbieter und wechselte auf den umstrittenen, kanadischen Hostinganbieter VanwaTech, der in der Vergangenheit auch schon anderen Seiten wie 8chan (heute 8kun) und dem Neonaziportal Daily Stormer unter die Arme gegriffen hat. Das Comeback währte jedoch nur kurz.

Also registrierte man sich am 4. September bei einem anderen Anbieter zum Schutz der eigenen Server, DDoS Guard, der ebenfalls Resilienz gegen Traffic-Attacken verspricht. Nur einen Tag später wurde man von diesem schon vor die Tür gesetzt.

Verstoß gegen Nutzungsbedingungen

Die Gründe erläutert die schottische Firma knapp. Man sei nicht verpflichtet, Inhalte auf Seiten der eigenen Kundschaft zu moderieren und gehe nur gegen diese vor, wenn man von den Behörden offiziell dazu angewiesen werde. Etwa über einen Bescheid eines Gerichts. In diesem Bezug pflegt man eine ähnliche Haltung wie Cloudflare.

Bei Kiwi Farms habe man allerdings proaktiv agiert, nachdem man eine Reihe von Beschwerden darüber erhalten habe, dass die Plattform gegen die Geschäftsbedingungen verstoße. Nach einer Analyse der Inhalte habe man sich entschieden, den Dienst für sie einzustellen und bedanke sich bei allen, die dem Unternehmen die Verstöße zur Kenntnis gebracht haben.

Das Hassforum ist nach wie vor auf der Suche nach einem Anbieter, der ihm einen Weiterbetrieb ermöglicht. Aktuell – Stand: 7. September, 14.30 Uhr – ist es weiterhin nicht erreichbar. (gpi, 7.9.22)