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PRO: Verbot von Heizschwammerln

von Alexander Hahn

Das Heizschwammerl ist für viele Menschen das Sinnbild für gelebte Energieverschwendung. Schon früher war deren massenhafter Einsatz wegen des Klimawandels kaum zu rechtfertigen, bloß um insbesondere rauchende Gäste an kalten Novembertagen im Wirtshaus bzw. im Gastgarten zu halten. Einzig das Argument, die Übertragung von Covid sei im Freien weniger wahrscheinlich, war stichhaltig. Angesichts der rückläufigen Bedrohung durch die Pandemie und die eskalierende Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges rückt dieser Aspekt in den Hintergrund.

Klar, für den Gesamtverbrauch an Energie spielen diese Geräte keine Rolle. Deren Verbot wird weder das Klima retten noch Russlands Präsident Wladimir Putin im Wirtschaftskrieg in die Knie zwingen. Aber ist es deshalb vertretbar, dass Arbeitskräfte in öffentlichen Gebäuden im Winter bei 19 Grad Raumtemperatur frösteln und im Gastgarten nebenan wohlige Wärme beim Kaffeeschlürfen herrscht?

Vielmehr sollte die Politik mit dem Heizschwammerl ein Symbol für die unbequeme Wahrheit liefern: Land und Bevölkerung müssen in jenen Bereichen ihre Komfortzone verlassen, die auf der Lieferung von einst billigem Gas aus Russland basieren. Wir dürfen in der aktuellen Energiekrise froh sein, wenn bloß die Heizpilze kalt bleiben – zumal es mit Decken, Hauben und Handschuhen ohnedies nachhaltigere Alternativen für den Aufenthalt im Freien gibt. (Alexander Hahn, 13.9.2022)

KONTRA: Wenn der Wirt es zahlen will

von Eric Frey

Man kann darauf wetten, dass es im kommenden Winter deutlich weniger Schanigärten mit Heizschwammerln geben wird als in den letzten beiden Corona-Jahren, als sich viele nur draußen sicher fühlten, und auch weniger als in den Jahren vor der Pandemie. Dafür werden schon die horrenden Strompreise sorgen, die jedem Wirt und jeder Wirtin das Heizen der Winterluft zu einem teuren Luxus machen. Und auch so mancher Gast wird lieber zu einer Decke greifen oder im Innenraum Platz nehmen, statt eine so ostentative Energieverschwendung zu fördern.

Aber wenn ein Gastrobetrieb die Kosten tragen will und zahlungskräftige Kunden dafür findet, warum soll er keine Außenheizung aufstellen? Solange die Stromversorgung nicht gefährdet ist – und dafür gibt es derzeit keine Anzeichen –, muss der Staat seinen Bürgern die Freiheit lassen, auch weniger vernünftige Dinge zu tun. In der nationalen Energiebilanz fallen ein paar Heizstrahler ohnehin nicht ins Gewicht. Ein Verbot wäre reine Symbolpolitik, mit der den Menschen per Dekret die Freude am Genuss genommen wird.

Die Heizschwammerl-Debatte zeigt auch, wie wichtig es ist, dass bei all den Förderungen des Staates die Lenkungskraft des Marktes erhalten bleibt. Denn eines ist klar: Mit subventioniertem Strom dürfen diese Dinge nicht betrieben werden. Aber das ist ein Argument gegen Preisstützungen, nicht für Verbote. (Eric Frey, 13.9.2022)