Irgendwie rührend, ja, fast bewunderungswürdig die Anhänglichkeit, mit der die Menschen des Vereinigten Königreichs Abschied von ihrer Königin nehmen. Sieben Kilometer Schlange vor dem geschlossenen Sarg im Parlament!

Die Menschen des Vereinigten Königreichs nehmen Abschied von ihrer Königin.
Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Eine Zeitlang hatte man ja bei diesem Verabschiedungsmarathon die Übersicht verloren, wo sich die sterblichen Überreste der Queen gerade befanden. Zwischendurch fragte man sich als Kontinentaleuropäer, welches Selbstverständnis hinter diesem gewaltigen pomp and circumstance steht. Aber hat nicht Joseph Roth anlässlich der Trauerfeier für Kaiser Franz Joseph I. geschrieben: "Es war einmal ein Kaiser. Die kalte Sonne der Habsburger erlosch. Aber es war eine Sonne gewesen."

Elisabeth II. war wohl auch eine kalte Sonne, aber eine Sonne. Jeder Staat braucht ein Staatsoberhaupt, und wenn es ein konstitutioneller Monarch ist, dann kommt es genauso wie bei den Republiken darauf an, wie er oder sie mit dem Amt umgeht. King Charles III. jedenfalls hat einen vernünftigen Entschluss gefasst, nämlich die Rolle der ganzen entfernteren Verwandtschaft, dieser ganzen Drittgarnitur an Royals, recht kräftig zu beschneiden. Zum Lächeln und Winken genügt etwa ein halbes Dutzend.

Es wird dann doch Zeit, dass die Königin zur letzten Ruhe kommt. Sie war ein wichtiges Symbol und hat ihre Sache im Ganzen gut gemacht. Sie hat jetzt ein Recht auf den ewigen Frieden. (Hans Rauscher, 15.9.2022)