Jede und jeder Dritte gibt in einer neuen Umfrage an, deutlich unterbezahlt zu sein und mehr als 300 Euro netto zu wenig zu verdienen.

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Ob im Handel, in der Gastronomie oder im Handwerk: Der Personalmangel ist vielerorts deutlich zu spüren. Ein wichtiger Kontaktpunkt, um offene Positionen zu besetzen, ist nach wie vor die Stellenanzeige – und die Gehaltsangabe sollte dabei nicht unterschätzt werden. Die Hälfte der Kandidaten bewirbt sich eher, wenn die Bezahlung in Stellenanzeigen ihren Vorstellungen entspricht. Jede und jeder Sechste zieht keine Bewerbung in Betracht, wenn das angegebene Gehalt deutlich zu niedrig ist, wie eine aktuelle Umfrage von Stepstone unter knapp 2.000 Jobsuchenden und Beschäftigten ergab.

Die Befragung zeigt auch, dass in puncto Gehaltszufriedenheit durchaus Luft nach oben besteht: Jede und jeder Dritte gibt demnach an, deutlich unterbezahlt zu sein und mehr als 300 Euro netto zu wenig zu verdienen. Ein weiteres Drittel fände 100 bis 300 Euro mehr pro Monat fair. Jede und jeder Zehnte hätte gern zumindest etwas mehr auf dem Konto. Knapp ein Fünftel ist der Meinung, das Einkommen sei genau richtig, und vier Prozent denken, sie würden mehr als genug verdienen.

"Der Faktor Gehalt wird zum strategischen Hebel im Kampf um die besten Mitarbeiter:innen. Im Zeitalter des Bewerber:innenmarkts und des chronischen Fachkräftemangels müssen sich Unternehmen intensiv mit den eigenen Gehaltsstrukturen und der Vergütung befassen", sagt Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer für Stepstone Österreich und Schweiz.

Überzahlung wird selten genannt

Im deutschsprachigen Raum ist Österreich das einzige Land, in dem verpflichtend eine Gehaltsangabe in der Stellenausschreibung enthalten sein muss. Dass das nicht ausreicht, um Kandidatinnen und Jobsuchende zur Bewerbung zu animieren, zeigt der aktuelle Trend zu realistischeren Gehaltsangaben. Die Bereitschaft der Unternehmen, bei der Suche nach Fachkräften mehr zu bezahlen und das auch in der Ausschreibung zu nennen, hat leicht zugenommen.

Zu Beginn des Jahres 2021 enthielten rund zwölf Prozent aller Anzeigen die Information, dass die Vergütung "überdurchschnittlich", "übertariflich", "leistungsgerecht" sei oder eine "Bereitschaft zur Überzahlung" bestehe. Seit Juni 2021 ist dieser Anteil um rund sechs Prozentpunkte auf durchschnittlich 18 Prozent aller Anzeigen gestiegen, wie eine aktuelle Auswertung von 1,2 Millionen Stellenanzeigen in Print- und Onlinemedien sowie auf Firmenwebsites zeigt.

Unterschiede zwischen den Berufsgruppen

Im Gastgewerbe wird derzeit besonders intensiv nach Personal gesucht. Und die Unternehmen in der Branche werben auch verstärkt mit einer höheren Entlohnung: Bei rund 30 Prozent aller Anzeigen in der Gastronomie und Hotellerie wird eine Bereitschaft zur Überzahlung genannt – sieben Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vorjahr. In der Berufsgruppe Transport, Verkehr, Logistik und Lager gab es zwar ebenfalls einen deutlichen Anstieg, insgesamt wird mit mehr Gehalt aber nur in 15 Prozent der Stellenausschreibungen geworben. Im Vertrieb und Verkauf sowie im Bauwesen und Handwerk und bei technischen Berufen liegt der Anteil mit 19 Prozent nur geringfügig über dem Durchschnitt. Bei Ausschreibungen für junge Fachkräfte wird in 23 Prozent der Anzeigen mit einem besseren Gehalt geworben.

Ebenfalls große Schwierigkeiten bei der Personalsuche haben Unternehmen im Gesundheits- und Sozialbereich. Der Anstieg der Ausschreibungen betrug im Vergleich zum Vorjahr 46 Prozent. Dennoch wird nur in knapp zehn Prozent aller Anzeigen mehr Gehalt geboten. Ähnlich niedrig fällt der Anteil in der Berufsgruppe Wissenschaft, Ausbildung und Weiterbildung mit nur acht Prozent aus. (dang, 27.9.2022)