In Zukunft, meinte vor einiger Zeit ein anderer Monarch, wird es auf der Welt nur noch fünf Könige geben: die vier Könige im Kartenspiel und den englischen König.

Wie man an der schier unglaublichen Anteilnahme der Menschen am Begräbnis der Queen sehen konnte, sind die Könige und Königinnen des Vereinigten Königreichs tatsächlich etwas Besonderes, mit keiner anderen Monarchie vergleichbar.

Für die Briten hat nach den gewaltigen Begräbnisfeierlichkeiten für ihre Königin nun wieder der Alltag begonnen.
Foto: REUTERS/Tom Nicholson

Natürlich ist der Tod Elizabeths II. auch das Ende einer Ära. Dass Hunderttausende bereit waren, bis zu dreißig Stunden in einer Schlange zu stehen, um an deren Sarg vorbeigehen zu dürfen, und weltweit Millionen vor dem Fernseher zuschauten, ist auch ein Tribut an die Geschichte.

Königin Elizabeth repräsentierte "The Crown", eine jahrhundertealte Tradition, ein Stück britische Identität, ausgedrückt auch im Glanz und in der Pracht des sie umgebenden Zeremoniells. Ob das alles noch zeitgemäß ist und die hohen Kosten lohnt, wurde immer wieder diskutiert, aber der Aufwand rund um das Begräbnis zeigte, dass die Leute damit im Großen und Ganzen doch einverstanden sind. Es gibt eine Sehnsucht nach öffentlichem Pomp, die den Menschen offenbar auch viel Geld wert ist. Bleiben die "modernen" Staaten ihren Bürgern da etwas schuldig?

Royaler Überfluss

Frankreich ist eine Republik, aber die alljährliche Militärparade auf den Champs Élysées kann es mit dem Londoner Trooping the Colour durchaus aufnehmen. Und sogar im bescheidenen Österreich ist es den Menschen wichtig, dass der Bundespräsident in der Hofburg residiert und die Angelobungen des Bundeskanzlers und der Minister in einem prunkvollen Saal unter dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia stattfinden. Zeremonien dieser Art in einem modernen Bürogebäude kann man sich nur schwer vorstellen.

Es ist paradox: Einerseits wollen wir, dass Staat, Gesellschaft und Kirchen vernünftig, nüchtern und kostensparend mit unserem Geld umgehen. Aber andererseits freuen sich die Katholiken über die prächtige Liturgie und die herrliche Musik in ihren Kirchen an den großen Feiertagen, und die Sozialdemokraten wollen auf den Aufmarsch am 1. Mai mit Fahnen, roten Nelken und Tschinderassa keineswegs verzichten.

Für die Briten hat nach den gewaltigen Begräbnisfeierlichkeiten für ihre Königin nun wieder der Alltag begonnen. König Charles III. hat angekündigt, die Monarchie zu modernisieren und den royalen Überfluss der vielen Schlösser und des Heers der Angestellten auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Aber die bunt uniformierten Leibgarden auf ihren schönen Pferden, die feierliche Wachablöse vor dem Buckingham Palace, die Ritterschläge verdienter Persönlichkeiten mit einem historischen Schwert – all das wird er wohl beibehalten müssen. Täte er das nicht, würden es ihm jedenfalls die britischen Boulevardjournalisten und die Tourismusindustrie übel nehmen.

Eine "Bürgermonarchie" wie in Skandinavien ist zwar ehrenwert und kostengünstig, aber auch ein wenig langweilig. (Barbara Coudenhove-Kalergi, 21.9.2022)