Carl Manner, letzter Erbe der Industriellen-Familie und früherer Aufsichtsratvorsitzender, bewohnte das Anwesen bis zu seinem Tod im Jahr 2017.
Foto: Heribert Corn

Den guten Geschmack der Familie Manner beweisen nicht nur ihre berühmten Schnitten. Er zeigt sich ebenso an deren schmucker, derzeit leer stehender Villa in der Klampfelberggasse am Rande von Hernals.

Sie gab zuletzt sowohl etwas fürs Auge als auch für den Bauch her. Vergangenen Winter schlug dort das burgenländische Edelrestaurant Taubenkobel mit einem Pop-up auf. Puristischer ging es Gastronom Alexander Trinkl an, der im Garten erst Punsch ausschenkte und dann auf einem Lastenrad mit Crêpe-Platte Bio-Galettes backte. Damit ist nun Schluss.

Das schmucke Stiegenhaus der Mannervilla.
Foto: Heribert Corn

Am vergangenen Wochenende hatte Trinkls Gastrorad zum vorerst letzten Mal geöffnet, das Taubenkobel ist diesen Winter nicht im Anflug. Das heißt: In der und um die Mannervilla wird es ruhiger. Aber auch nicht ganz still.

Konzerte und Coco Wasabi

Denn in dem ab 1910 erbauten Anwesen sind in den kommenden Monaten Kulturveranstaltungen geplant. Zu diesen Anlässen besteht also die Chance, einen Blick in die Räumlichkeiten, die in Heimatstil und Sezessionismus gehalten sind, zu erhaschen.

Im Saal stehen Stühle für Konzerte bereit, die im Winter hier stattfinden sollen.
Foto: Heribert Corn

Auf der Agenda stehen etwa eine Performance der zeitgenössischen Künstlerin Coco Wasabi im Dezember und noch nicht näher definierte Konzerte im Salon. Letztere hat Trinkl bereits im Sommer veranstaltet, für den Winter denkt er auch Weihnachtsfeiern an.

Doris Holler-Bruckner und Alexander Trinkl wollen die Villa temporär zum Ort des Austauschs über das Thema Nachhaltigkeit machen.
Foto: Heribert Corn

Sein eigentliches Anliegen ist allerdings ein anderes: Mit seiner Mitstreiterin Doris Holler-Bruckner will er in dem Gebäude unter dem Namen "Klimavilla" einen Ort der Vernetzung und des Austauschs für Initiativen und Start-ups rund um das Thema Nachhaltigkeit schaffen. Diese möchten die beiden mit Platz und ihrer Erfahrung locken.

40 Luxus-Wohnungen geplant

Allzu viel Zeit dürfte dafür aber nicht mehr bleiben. Denn Michael Kuenburg, seines Zeichens neuer Eigentümer der Mannervilla, wird diese in ein Mehrparteienhaus umbauen und um Neubauten ergänzen.

Im Keller der Villa befindet sich ein Pool, in dem sich Carl Manner bis zu seinem Tod fit gehalten haben soll.
Foto: Heribert Corn

Rund 40 luxuriöse Eigentumswohnungen sind geplant: Neun bzw. 21 in den Neubauten Parkresidenz und M-Residenzen sowie sieben in der Villa. Das Dachgeschoß wird dafür aufgebaut, die charakteristischen Elemente im Inneren sollen erhalten bleiben. Fast alle Bewilligungen liegen bereits vor, bei einem Projekt fehlt noch die Genehmigung des Bauausschusses im Bezirk.

Start im Frühling

Kuenburg rechnet im Gespräch mit dem STANDARD damit, dass die Arbeiten im Frühling starten könnten. Erst sei der Dachausbau an der Reihe, parallel dazu werde binnen sechs Monaten unter der Villa eine Tiefgarage gegraben. Dann können die Neubauten errichtet werden. Als Bauzeit sind insgesamt 14 Monate veranschlagt.

Geht alles nach Plan, könnten die umgebaute Mannervilla und die zusätzlichen Gebäude Ende 2024 fertig sein.
Foto: Parkvilla M17

Für die Zwischennutzung wird der Beginn der Arbeiten jedenfalls das Ende markieren – aus Sicherheitsgründen. Kuenburg zieht schon jetzt eine positive Bilanz. Die Zwischennutzung sei eine "gute Möglichkeit für Gespräche mit Anrainern" gewesen.

Redebedarf hat es rund um seine Pläne durchaus gegeben, unter anderem wegen umstrittener Baumfällungen oder Bedenken gegen die Garage. Diese "Ressentiments", wie Kuenburg sagt, habe man ausräumen können. (Stefanie Rachbauer, 27.9.2022)