Der globale Klimawandel hat gravierende Auswirkungen auf die Ökosysteme der Erde. Das spiegelt sich sogar in den Farben unseres Heimatplaneten wider: Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass der Temperaturanstieg viele blaue Seen in grün-braune Gewässer verwandelt.

Die Farbe eines Sees wird von einer ganzen Reihe von Faktoren bestimmt. Algenvorkommen und Sedimente spielen dabei eine besonders wichtige Rolle. Aber auch Lufttemperatur, Niederschlag, Seetiefe und Höhenlage tragen zum Farbton eines Sees bei. Blaue Seen sind tendenziell tiefer und eher in kühleren Regionen mit hohen Niederschlagsmengen und Wintereisbedeckung zu finden. Rund ein Drittel der weltweiten Seen fällt derzeit in diese Kategorie.

Einst blaue Seen schimmern heute bereits in sattem Grün.
Foto: REUTERS/Leonardo Fernandez Viloria

Grün-braun in der Mehrheit

Grün-braune Seen machen die restlichen zwei Drittel aus. Sie sind eher in trockenen Regionen vertreten, im Landesinneren von Kontinenten und entlang von Küsten. Eine Studie, die für diese umfassende Bestandsaufnahme verantwortlich zeichnet, kam zu dem Schluss, dass die Zahl der blauen Seen – ohnehin schon weit in der Minderheit – künftig weiter zugunsten grün-brauner Seen schrumpfen wird.

Ein Team von der University of North Carolina in Chapel Hill hat sich dafür auf über fünf Millionen Landsat-8-Satellitenbildern die Entwicklung von 85.360 Seen rund um den Globus angesehen. Die Aufnahmen entstanden zwischen 2013 und 2020, die Ergebnisse der Untersuchung haben die Forschenden unter anderem auf einer interaktiven Karte dargestellt.

Wärmeres Wasser – mehr grüne Algen

Wie die Forschenden in der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" berichten, ist der Farbumschlag hauptsächlich der Vermehrung von Algen geschuldet sein, die wiederum mit den steigenden Temperaturen im Zusammenhang steht. Obwohl mikroskopisch klein, können diese Algen in der Masse das Aussehen eines Sees grundlegend verändern.

Zwei Drittel der weltweiten Seen sind von grün-brauner Farbe, wie eine umfassende Bestandsaufnahme nun gezeigt hat.
Grafik: AGU/Geophysical Research Letters

"Warmes Wasser bringt mehr Algenblüten hervor, dadurch wird sich die Farbe vieler Seen allmählich in Richtung Grün verschieben", erklärte Catherine O'Reilly von der Illinois State University, Koautorin der Studie. Doch es handelt sich keineswegs nur um ein ästhetisches Problem: Die Farbverschiebung ist auch ein wichtiger Hinweis auf drastische Veränderungen in den Ökosystemen. Das würde sich auf die Tierwelt ebenso auswirken wie auf die Menschen, die auf diese Seen angewiesen sind, meinte die Wissenschafterin.

Verwandelte Ökosysteme

Vor allem für jene werden harte Zeiten anbrechen, die blaue Seen für die Fischerei oder Nahrungs- oder Wasserversorgung nutzen, befürchten die Forschenden. Eine Verschlechterung der Wasserqualität – und mit der müsse man sehr wahrscheinlich rechnen, wenn die Seen grüner werden – bedeutet nicht zuletzt auch höhere Kosten bei der Wasseraufbereitung. Im schlimmsten Fall könne man das Wasser gar nicht mehr nutzen. "In solchen Zeiten werden viele ursprüngliche Fischarten möglicherweise nicht mehr vorhanden sein", sagte O'Reilly. "Und man wird es nicht mehr mit den gleichen Ökosystemen wie heute zu tun haben." (tberg, 27.9.2022)