Die einen horten es seit Jahren unter der Matratze, die anderen haben es schon länger nicht mehr gesehen: Bargeld. Wie jüngst das Ergebnis eines aktuellen Volksbegehrens deutlich aufzeigte, hängen Herr und Frau Österreicher sehr an ihren Münzen und Scheinen und sind nicht bereit, darauf zu verzichten. 530.938 Menschen unterschrieben "Für eine uneingeschränkte Bargeldzahlung" – und das, obwohl deren Beschneidung in irgendeiner Form gar nicht konkret im Raum steht.

Nur Bares ist Wahres – ist da für Sie was dran?
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Und diese Wichtigkeit wird nicht nur dem Euro zugeschrieben: Selbst den "Alpendollar" hat offenbar noch so mancher irgendwo gehortet. Jahr für Jahr werden in Österreich über 20 Jahre nach der Einführung des Euro nach wie vor rund zwei Millionen Schilling zwecks Umtausch in Euro zur Bank gebracht. Tausend Schilling sind es im Schnitt jährlich pro Person. Doch warum dieses Festhalten an der haptischen Währung, die nicht zuletzt seit Beginn der Corona-Krise immer mehr aus dem Zahlungsverkehr verschwindet?

Kleine Geschichte des Bargelds

Für nicht wenige Menschen scheint eine geradezu emotionale Bindung zu Bargeld zu bestehen. Schließlich war es nicht nur unser Leben lang immer schon präsent, sondern begleitet uns als Gesellschaft schon seit Menschengedenken. Denn Tauschhandel erwies sich rasch als eher unpraktisch, wenn die Tauschware nicht eine gewisse Haltbarkeit und Fälschungssicherheit besaß. Bereits 600 vor Christus etablierten sich in Kleinasien die ersten Münzen aus Edelmetall, im Jahr 916 entstand die erste Münzprägung im heutigen Österreich. China war bereits anno 1000 Vorreiter in Sachen Papiergeld, ab 1661 gab es erste Banknoten in Europa, und 1762 kam es unter Kaiserin Maria Theresia zur Einführung des Papiergeldes in Österreich.

Wahrnehmung von Bargeld: Stabil vs. veraltet

Bargeld ist nach wie vor beliebt, es verkörpert für viele Menschen eine gewisse Sicherheit, lässt sich angreifen und in Spardosen sammeln– während Banken und digitalen Zahlungsmitteln längst nicht jeder uneingeschränkt vertraut. Gerade in Zeiten von Inflation, Währungskrise und wachsender Unsicherheit wollen Menschen an dem festhalten, was sie kennen und das einen subjektiven Wert hat. Bargeld kann ohne Beteiligung Dritter verwahrt und ausgegeben werden, symbolisiert Freiheit und Unabhängigkeit. Nutzt man es, bleibt man anonym, und die Käufe, die man tätigt, können nicht zu einem zurückverfolgt werden.

Nicht nur in der jüngeren Generation hat Barzahlung jedoch längst an Reiz verloren – und es wird als wesentlich praktischer empfunden, mittels Bankomat- oder Kreditkarte einzukaufen. Auch Handy oder Smartwatch zum Zahlen hinzuhalten ist längst gang und gäbe. Onlineshopping boomt und ist ohne digitale Zahlungsmittel undenkbar. Der Euro als Digitalwährung ist im Gespräch, Kryptowährungen wie Bitcoin auf dem Vormarsch. Es gibt Bargeldobergrenzen sowie die Abschaffung kleinerer Münzen und größerer Scheine. Doch hat das Bargeld deshalb gänzlich ausgedient?

Wie stehen Sie dazu?

Finden Sie, dass Bargeld niemals als Zahlungsmittel abgeschafft werden sollte, oder sehen Sie es eher früher als später als obsolet an? Zahlen Sie im Alltag lieber bar oder mit Karte? Und hat irgendeine Entwicklung der letzten Jahre Ihre Wahrnehmung der Rolle des Bargelds maßgeblich beeinflusst? Berichten Sie im Forum! (Daniela Herger, 3.10.2022)