Kommt nicht aus dem von ihm selbst gelegten Kaufanbot raus: Elon Musk.

Foto: Reuters/Andrew Kelly

Es war ein Drama in drei Akten. Zuerst wollte Musk in den Aufsichtsrat von Twitter einsteigen, tat es dann aber doch nicht. Dann legte er ein Angebot vor, um das soziale Netzwerk zu kaufen und von der Börse zu nehmen. Nur um wenig später den Preis nachverhandeln oder wieder aus dem von ihm selbst eingefädelten und unterzeichneten Deal aussteigen zu wollen. Doch bei Twitter beharrte man auf dem Abgemachten. Kurz bevor nun ein Gericht für Klärung hätte sorgen sollen, gab der Tesla-Chef klein bei.

Viel Streit, wenig Substanz

Die Verwunderung hält sich in Grenzen, hatten doch viele Beobachter ohnehin angenommen, dass Musk vom Gericht keinen Ausweg zugesprochen bekommt. Es wäre in seiner Verantwortung gelegen, vor der Übermittlung eines Kaufanbots Recherche darüber zu betreiben, immerhin geht es ja um 44 Milliarden Dollar, die er für die Übernahme aufstellen will. Stattdessen begnügte er sich damit, Twitter im Nachhinein zu unterstellen, man würde die eigenen Nutzerzahlen schönen und Falschangaben darüber machen, wie viele Bots – also nicht von Menschen betriebene Konten – sich auf der Plattform tummelten.

Untermauern konnte er diese Behauptung freilich nicht. Stattdessen versuchte er, Twitter mit Botschaften über seinen 108 Millionen Follower starken Account weiter in Misskredit zu bringen. Eine grobe Rechnung, mit der er den Beweis über hohes Bot-Aufkommen zu führen versuchte, wurde ihm von Statistikern zerpflückt. Zuletzt offenbarte ein Einblick in Musks Chats nicht das Bild eines Geschäftsmannes, der wohlüberlegt Entscheidungen trifft. Sondern den Eindruck einer impulsiven, leicht kränkbaren Persönlichkeit, die geneigt ist, aus einer Laune heraus weitreichende Entscheidungen zu treffen und riesige Geldmengen zu verschieben.

Vom Hoffnungsträger zum Tech-Bro

Es ist auch ein Puzzlestück für die Erklärung der Wandlung des Elon Musk vom tech-fokussierten Visionär hin zum Enfant terrible auf Twitter, das mehr und mehr durch "edgy" Memes und eigenwillige Kommentare zur Weltlage auffällt denn mit den eigentlich spannenden Fortschritten von Tesla oder Space X. Der einst gelegentlich aneckende Hoffnungsträger ist zum "Tech-Bro" geworden.

Dass Musk seinen Rückzieher damit begründet, dass er aus Twitter nun die "App für alles" machen möchte, ist ein gutes Indiz für seine impulsgesteuerte Entscheidungsfindung. Dennoch ist es gut, dass die Abmachung nun von ihm bestätigt wurde. Es zeigt, dass sich letztlich auch ein reicher Konzernchef an Verträge halten und nicht immer schalten und walten kann, wie ihm beliebt. Zumindest wenn man, wie Twitter, die Ressourcen dazu hat, beharrlich zu bleiben. Man darf auf Vorbildwirkung hoffen. (Georg Pichler, 5.10.2022)