Für den ehemaligen Leistungssportler gibt es einiges zu tun.

Foto: Alfred Hudler

Wer Wasser verkaufen kann, als wäre es ein edler Tropfen, dem kann Verkaufstalent nicht abgesprochen werden. Alfred Hudler ist ein solcher Mann. Der gebürtige Wiener wird künftig die altehrwürdige Spanische Hofreitschule leiten. Noch-Chefin Sonja Klima, deren Bestellung Anfang 2019 für viel Unmut gesorgt hat, kam nicht mehr zum Zug. Anders als sie bringt der studierte Betriebswirt Hudler, der sich sein Rüstzeug auch an der renommierten Insead Business School geholt hat, kein Pferdewissen mit. Es war in erster Linie auch gar nicht gefragt. Dafür hat die Touristenattraktion und älteste Reitschule der Welt genug Experten und Expertinnen. Auch am Produkt gibt es nichts zu verbessern. Die geübte traditionelle Reitkunst genießt einen exzellenten Ruf.

Das gilt auch für den Vertriebsexperten Hudler. Der 63-Jährige gilt als einer der besten Marketingmanager des Landes. Das hat er bei Vöslauer unter Beweis gestellt. Er entstaubte die Marke und schraubte den Marktanteil kräftig hoch. Verkaufen lernte der Mann, der sich bei Vöslauer schnell zum Vorstandschef hochgearbeitet hat, früh. Seine Karriere startete der verheiratete Vater von zwei Kindern bei der Austria Tabak. Damals sei er von Trafik zu Trafik gegangen, habe Memphis buchstabiert und Zigaretten verkauft, sagte er in einem Interview. Fürs Leben gelernt habe er auch in Südafrika, wo er Gurkenhobeln auf Messen an den Mann und die Frau gebracht habe.

Auf Vordermann bringen

2018 wechselte er als Vorstandssprecher in den Mutterkonzern Ottakringer. Sein Vertrag lief im Vorjahr aus. Hudler blieb als Berater. Im neuen Job, den er im Dezember antreten wird, muss er in erster Linie Ruhe ins Haus bringen – und wohl auch ein bisschen ausmisten. Im Herbst 2021 bemängelte der Rechnungshof die Haltungsbedingungen der Hengste, wenig später wurde bekannt, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Johann Marihart auf Kosten der Hofreitschule einen Lipizzaner-Hengst seiner Tochter zureiten lassen habe.

Auch entstauben ist angesagt. Die Stimmung, die sich zuletzt sehr verschlechtert haben soll, wird sich – wenn das gelingt – wohl automatisch heben. Das Händchen und die notwendige Ausdauer für den Job bringt der ehemalige Leistungssportler, der als Handball-Spieler auch im Nationalteam Teamqualitäten beweisen musste, wohl mit. Was in einem Führungsjob wie diesem auch nicht schaden wird: Hudler schaut nach eigenem Bekunden darauf, dass er viel zum Denken kommt. (Regina Bruckner, 5.10.2022)