Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) besucht mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und Sport-Austria-Präsident Hans Niessl den Turnunterricht einer Volksschule.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Ein klassischer Turnsaal, Kinderstimmen im Hintergrund. Mitten im Raum stehen die üblichen hölzernen Turnbänke. Darauf haben Journalistinnen und Journalisten Platz genommen. Vor der Sprossenwand steht eine Österreich- und eine EU-Fahne, drei Regierungsmitglieder warten auf ihren Auftritt. In der Volksschule Prandaugasse im 22. Bezirk in Wien berichten Regierungsmitglieder und die Schuldirektorin vom Start des im Mai beschlossenen Pilotprojekts "Tägliche Bewegungseinheit". Die Bilanz nach rund einem Monat: Der Startschuss sei gelungen.

Seit Anfang des Schuljahres wird das Projekt an zehn ausgewählten Orten in Österreich getestet, in rund 260 Schulklassen und Kindergartengruppen, für Kinder und Jugendliche im Alter von zwei bis 14 Jahren. Dafür stehen rund sechs Millionen Euro zur Verfügung. Das Ziel ist, durch ein "Drei-Säulen-Modell" Bewegung als Bildungsprinzip in der Schule zu verankern. Dies geschehe durch den Einbau von Bewegung in den gesamten Unterricht, unabhängig vom jeweiligen Schulfach.

Das Projekt "Tägliche Bewegungseinheit" wurde im September gestartet: Es soll für mehr Sport an Schulen und Kindergärten sorgen.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne), Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und der Präsident der Sport Austria, Hans Niessl, zeigen sich erfreut über den Start des Projekts. Um mehr Bewegung in die Bevölkerung zu bringen, müsse man bei den Kindern anfangen, so Kogler. Kinder und Jugendliche in Österreich würden sich generell nicht genug bewegen, die Schule müsse gegenwirken. Die Schuldirektorin Regina Neumaier berichtet von großer Motivation und Begeisterung bei den Schülerinnen und Schülern, mehr Bewegung würde den Unterrichtsalltag auflockern.

Bewegungscoaches von Vereinen

Zusätzlich zum Einbau von Bewegung in den Unterricht sollen die Sporteinheiten auf vier Wochenstunden erhöht werden. Dafür werden externe, speziell ausgebildete "Bewegungscoaches" von umliegenden Sportvereinen angestellt. Für die Umsetzung kooperiert die Bundesregierung mit Fit Sport Austria, der GmbH der Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion.

Dort wurde eigens eine Koordinierungsstelle eingesetzt, außerdem gibt es in allen Pilotregionen Umsetzungsteams aus Vertreterinnen von Land, Bildungsdirektion, Kindergartenamt und Sport-Dachverbänden. Diese sind zuständig für die Koordination von Schulen und Trainern, von Anstellungen bis hin zu Dienstplänen.

Sechs Millionen Euro für die Umsetzung

Die Bundesregierung stellt rund sechs Millionen Euro für die Umsetzung dieses zweijährigen Pilotprojekts zur Verfügung. Das Budget fließe hauptsächlich in die Zahlungen an die Dachverbände für die bereitgestellten Trainer sowie die Finanzierung der Koordinationsstelle.

Außerdem wurde eine neue offizielle Onlineplattform gestartet: Unter www.bewegungseinheit.gv.at findet man Informationen zur täglichen Bewegungseinheit. Zusätzlich können die Bildungseinrichtungen mithilfe einer App die Maßnahmen erfassen, und die Klassen können ihre Bewegungszeiten dokumentieren. Die Gibmir5-App soll ab Anfang November verfügbar sein.

Individuelle Förderung

Wenn individueller Förderbedarf bei Kindern und Jugendlichen festgestellt wird, soll es Zusatzangebote geben. Das Ziel sei, die Schüler und Schülerinnen zu mehr Bewegung in der Freizeit zu motivieren, indem ihnen verschiedene Sportarten nahegebracht werden.

Diskutiert wurde die Einführung der täglichen Turnstunde schon seit mehr als zehn Jahren, bevor das Projekt im Mai diesen Jahres verkündet wurde. Laut Vizekanzler und Sportminister Kogler ist es "gekommen, um zu bleiben". Während des zweijährigen Testlaufs sollen die Erfahrungen der Schulen regelmäßig evaluiert werden, es gebe enge Kooperation mit den Sportvereinen und Bildungseinrichtungen. Das Ziel sei, die tägliche Bewegungseinheit langfristig in ganz Österreich einzuführen. (Alara Yilmaz, 6.10.2022)