Pro
Der Bartstyle ist die Handtasche der Männer. Er ist nicht nur Accessoire, sondern auch Statussymbol. Wer in Anwaltsmontur hochseriös wirken will, setzt auf Backen und Hals so glatt wie ein Babypopo. Wer aber gerne gegen den Strom schwimmt und sich auch selbst nicht so ernst nimmt, der trägt ruhigen Gewissens einen Schnauzer. Die Alltagshipstergesichter mit Undercut-Frisur und Dreitagebart sind eh langweilig genug.
Dass Frauen beim Küssen das Gefühl bekommen, sie schmusen mit einem Igel, ist natürlich eine ernstzunehmende Sorge, die sich aber mit disziplinierter Bartpflege überwinden lässt. Außerdem kann man schon bald mit einem Moustache etwas Gutes tun. Im November ist wieder "Movember", in dem sich Männer rund um die Welt einen Schnauzer wachsen lassen, um auf Tabuthemen aufmerksam zu machen, weil sie sonst eher wenig über Depressionen oder Prostatakrebs sprechen. Das 80er-Image hat ausgedient, ironisch ist da nichts mehr. (Florian Vetter)
Kontra
Den Anblick mögen manche herzig, andere cool oder gar sexy finden. Struppige Härchen sprießen auf zarter Haut, direkt darüber die Nasenlöcher, gleich darunter die Oberlippe. Mahhh, wie lieb! Ohhh, wie geil! Aber ganz ehrlich: Egal ob es sich bei dieser Körperbepflanzung um dünnen Flaum, modischen 80er-Jahre-Pornobalken, akkurat gestutzten Schnauzer oder eingedrehten (oder sogar mit Haargel in Form gebrachten) Schnurrbart handelt: Das sieht doch einfach lächerlich aus!
Auch jegliche andere Verformungen wie Ziegen-, Hufeisen- oder Kotelettenbärte zählen zu den armseligen Kollegen der Oberlippenranke. Oder noch schlimmer: lange Zotteln an den Backen, baumelnde Zöpfchen oder nur ein kleines haariges Dreieck am Kinn. Wenn man seinen Gesichtsflokati (Jugendwort!) stehen lassen möchte, dann sollte das mit ganzem Stolz geschehen. Nix da mit stutzen und trimmen. Nur der Vollbart ist das einzig Wahre im struppigen Kosmos der Gesichtsbehaarung!
(RONDO, Katharina Rustler, 16.10.2022)