"The lady’s not for turning", lautet einer der berühmtesten Sätze von Margaret Thatcher: Die Lady hält nichts von einer Kehrtwende. Der Spruch hatte der früheren Premierministerin Großbritanniens einst den Beinamen der "Eisernen Lady" eingetragen. Ihre nunmehrige Nachfolgerin im Amt, Liz Truss, die sich nicht nur gerne wie ihr großes Vorbild kleidet, sondern auch ihre Wirtschaftspolitik thatcheristisch ausrichtet, wird dagegen mittlerweile zur eiernden Lady, weil sie eine Kehrtwende nach der anderen hinlegen muss.

Innerhalb der Fraktion ist Liz Truss zusehends geschwächt.
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Zuerst die Rücknahme der Streichung des Spitzensteuersatzes. Nun kommen der Umfaller bei den Unternehmenssteuern und die Entlassung ihres Finanzministers Kwasi Kwarteng hinzu. Das Bauernopfer wird ihr aber wohl nicht viel nützen. Innerhalb der Fraktion ist Truss zusehends geschwächt.

Ihr wird vorgeworfen, dass sie hätte wissen müssen, welche Konsequenzen ihre Politik auf den Finanzmärkten hat. Allen voran ihr größter Rivale, Ex-Finanzminister Rishi Sunak, hatte es Truss während der Kampagne um den Parteivorsitz im Sommer prophezeit: Steuersenkungen auf Pump würden inflationär wirken, die Kosten für die staatliche Schuldenaufnahme erhöhen und das britische Pfund schwächen.

All das ist eingetroffen. Da ist es kein Wunder, dass bei den Tories Pläne für Truss’ Fenstersturz geschmiedet werden. Der Economist, der Truss die "Haltbarkeit eines Kopfsalats" attestierte, könnte am Ende recht behalten. (Jochen Wittmann, 14.10.2022)