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Auf dem ersten Blick ist der Flyer unscheinbar: "Führung – kostenloses Angebot speziell für männliche Studienanfänger an den Wiener Unis" heißt es darauf. Aber hinter dem Flugblatt, welches vor dem Gebäude des Wiener Juridicum ausgeteilt wurde, steckt die Burschenschaft Olympia. Diese wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft. Die Olympia sei zudem in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mit neonazistischen Verstrickungen aufgefallen.

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"Gesinnungstest"

Folgt man dem QR-Code auf dem Flugblatt, wird man direkt einem "Gesinnungstest" unterzogen. Nach Angabe von Alter und Geschlecht wird abgefragt, ob man etwa aus einem "patriotischen Elternhaus" oder einem "migrantischen Hintergrund" stamme. Teilnehmende werden nach unterschiedlichsten Meinungen gefragt, beispielsweise ob sie sich für "soziales Engagement" oder aber "Wein, Weib und Gesang" interessieren.

Wer schlussendlich dem gewünschten Profil der Olympia entspricht, wurde zur "Sturmparty" am vergangenen Freitag in der Bude der Burschenschaft im 6. Wiener Gemeindebezirk eingeladen. Ob es hier um das alkoholische Getränk geht oder ob es sich um eine politische Anspielung handelt, ist nicht überliefert. "Sturm" und "Stürmer" sind in der Szene jedenfalls bekannte Vokabel, so hieß etwa eine bekannte antisemitische NSDAP-Zeitung "Der Stürmer". Jedenfalls bezeichnet man sich in der Mailadresse, die für die Einladung genutzt wird, als "Führung".

Straße bewacht

An dem Abend selbst soll die Polizei laut dem aktivistischen Netzwerk "Presseservice Wien" die Straße bewacht haben, Gegenkundgebungen oder andere Protestveranstaltungen habe es aber keine gegeben. Dem Netzwerk zufolge soll auch der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Martin Graf zu Gast gewesen sein – eine entsprechende Anfrage dazu läuft derzeit. Er ist Mitglied der Olympia, sowie auch sein Parteikollege Norbert Nemeth, seit 2006 freiheitlicher Klubdirektor im Parlamentsklub.

Die Grünen kritisierten die "rechtsextremen Umtriebe" scharf, wie Eva Blimlinger und Olga Voglauer (beide Grüne) betonen. Das Innenministerium stehe in der Pflicht, zu handeln. (Muzayen Al-Youssef, 15.10.2022)