Seit August müssen die Eigenmittel bei der Kreditvergabe mindestens 20 Prozent des Kaufpreises betragen.

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Eigentum in Österreich zu erwerben, das bedeutet neben bereits sehr hohen Immobilienpreisen auch hohe Gebühren. 3,5 Prozent vom Kaufpreis macht die Grunderwerbsteuer (GrESt) aus, 1,1 Prozent kostet die Grundbucheintragung. Das sorgt für sprudelnde Einnahmen des Staates: 2021 flossen fast 1,68 Milliarden Euro unter diesem Posten an den Fiskus, das waren um jeweils rund 340 Millionen mehr als 2020 und 2019.

Doch angesichts der hohen Immobilienpreise gibt es lauter werdende Stimmen, hier ein wenig nachzulassen. Potenzial dafür gäbe es wohl, denn eine Erhebung des Wiener Maklerunternehmens Arnold Immobilien zeigt, wie hoch die Nebenkosten in Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sind. Konkret geht es dabei um jene neun europäischen Länder, in denen das Unternehmen eigene Niederlassungen hat.

Viele Nachbarländer sind billiger

Das Ergebnis: Die Gebühren sind in Österreich sechsmal niedriger als die effektiv 4,6 Prozent. In der Slowakei gibt es beispielsweise überhaupt keine Grunderwerbsteuer, für die Grundbucheintragung besteht eine sehr niedrige Gebühr im zwei- oder dreistelligen Euro-Bereich, die also nicht als Prozentsatz vom Kaufpreis berechnet wird. In Schweden und den Niederlanden wird bei der Grunderwerbsteuer zwischen privaten und gewerblichen Ankäufen unterschieden; für Private liegt die Gebühr bei 1,5 bzw. zwei Prozent des Kaufpreises.

In Italien und in Tschechien beträgt die GrESt zwar vier Prozent, die Grundbucheintragung schlägt sich aber nur in sehr geringem Ausmaß zu Buche. Auch in Ungarn beträgt die Grunderwerbsteuer maximal vier Prozent, die Grundbucheintragung kostet 20 Euro.

Deutschland: Bundesländer legen Steuersätze fest

Teurer ist es in Spanien mit mindestens sechs Prozent und bis zu elf Prozent, abhängig von der Region. In Portugal gibt es Tarife von 1,0 bis 8,0 Prozent.

Auch in Deutschland ist die Grunderwerbsteuer seit 2006 länderweise geregelt und liegt zwischen 3,5 und 6,5 Prozent, wobei die meisten Bundesländer mehr als fünf Prozent berechnen. In Berlin sind es sechs Prozent; in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen muss man 6,5 Prozent des Kaufpreises berappen. Dazu kommen jeweils noch 1,5 Prozent für die Grundbucheintragung, das ist überall in Deutschland gleich.

"Völlig daneben" nannte diese hohen Steuersätze ein deutscher Immobilienprofi auf der jüngsten Immobilienmesse Expo Real in München. Die deutsche Wohnministerin Klara Geywitz (SPD) wies darauf hin, dass die Grunderwerbsteuer erst kürzlich in den meisten Bundesländern nach oben geschraubt wurde (Bayern und Sachsen blieben aber bis heute beim ursprünglichen bundesweiten Steuersatz von 3,5 Prozent). Man mache sich aber darüber Gedanken, wie man Menschen, die das erste Eigenheim erwerben, entlasten könnte.

NÖ übernimmt Haftungen

Genau in diese Richtung laufen auch Überlegungen in Österreich. Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) hatte Verhandlungen angekündigt, die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) forderte erst vor wenigen Tagen von der Bundesregierung Maßnahmen ein.

Weitere Schritte für leistbares Eigentum will sie in ihrem Bundesland umsetzen. So sollen die neuen, seit August geltenden Vergaberegeln der FMA für Immobilienkredite mit Haftungsübernahmen seitens des Landes etwas entschärft werden. Denn seit August müssen die Eigenmittel bei der Kreditvergabe mindestens 20 Prozent des Kaufpreises betragen. Niederösterreich will nun für fünf Prozentpunkte eine Haftung übernehmen, wodurch sich für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer der Eigenmittelanteil auf nur noch 15 Prozent verringern sollte. Gedeckelt wird das einerseits aber bei 30.000 Euro. Und andererseits braucht es dafür noch die Zustimmung der Finanzmarktaufsicht. (Martin Putschögl, 19.10.2022)