Nach einigen Jahren der Euphorie ist die Industrie beim Einsatz von Robotern zurückhaltender geworden.

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Schlecht funktionierende Lieferketten, steigende Rohstoff- und Energiepreise, Ukraine-Krieg und Pandemie: Die Rahmenbedingungen für produzierende Betriebe waren schon einmal einfacher. Wenngleich die Einschätzung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit mit 80 Prozent "sehr gut" bis "gut" um zehn Prozentpunkte negativer beurteilt wurde als im Vorjahr, ist die Stimmung in puncto Geschäftslage, globaler Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigtenzahl positiv. Das zeigt die jüngst publizierte Studie "Made in Austria 2022: Produktionsarbeit in Österreich" der TU Wien und der FH Wien der WKW, für die 100 Führungspersönlichkeiten österreichischer Industrieunternehmen befragt wurden.

"Industriebetriebe haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben bei Automatisierung und Digitalisierung gemacht und ernten jetzt die ersten Früchte", kommentiert Walter Mayrhofer, Forschungsleiter der FHWien der WKW, die Ergebnisse. Im Detail zeige sich, dass vor allem die Nutzung von Algorithmen im Bereich maschinellen Lernens in den produzierenden Unternehmen angekommen sei. Kamen diese bis zum Vorjahr nur bei gut einem Drittel der befragten Betriebe zum Einsatz, stieg dieser Wert in der aktuellen Untersuchung auf knapp 52 Prozent.

Roboter versus Mensch

Beim Einsatz von Robotern zeigt sich ein differenziertes Bild. Mit 318 Robotern pro 10.000 Beschäftigten weisen die befragten Betriebe immer noch eine um 150 Prozent höhere Roboterdichte als der österreichische Durchschnitt auf, der Automatisierungsgrad blieb im Vergleich zum Vorjahr aber gleich. Die Studienverantwortlichen führen das unter anderem darauf zurück, dass die Bedeutung menschlicher Arbeit in Produktionsprozessen weiterhin als enorm hoch bewertet wird.

Während in der Vergangenheit Roboter hauptsächlich eingesetzt wurden, um monotone Tätigkeiten mit hoher Wiederholungszahl zu automatisieren, würden nun bessere Arbeitsbedingungen und eine flexiblere Produktion im Mittelpunkt stehen. Das spiegle sich auch im Einsatz von kollaborationsfähigen Leichtrobotern wider, die eine direkte Zusammenarbeit mit Beschäftigten ermöglich. Dass deren Einsatz aber ebenfalls stagniert und sogar mehr Betriebe von einem künftigen Einsatz absehen als noch im Vorjahr, werten die Studienverantwortlichen als Zeichen, dass in den Betrieben eine gewisse Ernüchterung hinsichtlich der Anforderungen in der Praxis eingekehrt sei.

Als Hürden für den zögerlichen Einsatz gelten Sicherheitsanforderungen, Amortisationsdauer, aber auch die Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Roboter. Neben TU Wien und FH Wien der WKW waren an der Studie auch Fraunhofer Austria und EIT Manufacturing East beteiligt. (red, 28.10.2022)