Der Geruch sogenannter Carbonsäuren auf der Haut ist entscheidend dafür, wie verlockend wir auf Stechmücken wirken.

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Wenn es abends dämmert und die Abstände der "Bzzz"-Geräusche im Ohr immer kürzer werden, werden so manche unruhig – nämlich die, die dann gerne in die Runde sagen: "Keine Sorge, Leute. Die gehen eh alle auf mich!"

Und die Wahrnehmung täuscht nicht, es stimmt: Manche Menschen sind nahezu Mückenmagneten, während andere kaum gestochen werden. In der Wissenschaft wusste man das schon länger, der Grund dafür war allerdings noch nicht vollständig geklärt. Aber es gab Anhaltspunkte. In früheren Untersuchungen haben Expertinnen und Experten herausgefunden, dass Menschen für Mücken attraktiver sind, wenn sie schwanger sind oder ein paar Bier getrunken haben. Ob man eher gestochen wird oder nicht, dürfte also mit bestimmten Gerüchen zusammenhängen, vermutete man.

Die Ergebnisse der am Dienstag in der Zeitschrift "Cell" veröffentlichen Studie bestätigen diese Hypothese. Die Forscher und Forscherinnen fanden heraus, dass Menschen, die eine höhere Konzentration bestimmter Säuren auf ihrer Haut haben, 100-mal so attraktiv für weibliche Aedes aegypti sind. Das ist jene Art von Mücke, die für die Verbreitung von Krankheiten wie Dengue- und Gelbfieber verantwortlich ist.

Menschen als Proteinshake für Mücken

"Mücken nehmen uns alleine durch das Atmen schon wahr", schreibt Leslie Vosshall, die leitende Forscherin der neuen Studie. Für weibliche Mücken duftet eine bestimmte Kombination der ausgestoßenen Chemikalien besonders verlockend. "Man kann sich den Menschen wie einen großen Proteinshake für Mücken vorstellen", erklärt Vosshall. Weibliche Moskitos brauchen Proteine für die Fortpflanzung. In nur einer Minute nehmen die Insekten das Äquivalent von fast 70 Kilogramm Nahrung auf, das sie dann für die Produktion von Eiern verwenden können.

Vosshall und ihr Team wollten herausfinden, welche Chemikalien genau den verführerischen Duftcocktail für die Insekten bilden und warum manche Menschen für die Aedes aegypti besser riechen als andere. Dafür sammelten die Forscherinnen und Forscher den natürlichen Duft von der Haut der Menschen in Nylonstrümpfen und benutzten diese später als Köder für die Tiere. Das Ergebnis: Menschen, die einen höheren Gehalt an sogenannten Carbonsäuren auf ihrer Haut haben, locken Mücken eher an.

Carbonsäuren auf der Haut entscheidend

Grundsätzlich produzieren alle Menschen durch den Talg auf der Hautoberfläche diese Carbonsäuren. Der Talg wird von Millionen von Mikroorganismen auf unserer Haut gefressen. In diesem Prozess entstehen Carbonsäuren. Wer auf der Haut besonders große Mengen dieser Säuren produziert, lockt mit dem entstehenden Geruch weibliche Stechmücken an. Auch Parfums können den Geruch nicht überlagern, zeigt die Studie. Die Untersuchung wurde über drei Jahre hinweg durchgeführt, und es wirkten immer dieselben Menschen anziehend auf Mücken – ganz egal, ob sie am Tag der Studie Parfum trugen oder ein anderes Shampoo verwendet hatten.

Warum manche Menschen mehr Carbonsäuren auf der Haut haben als andere, wurde im Zuge der Studie nicht näher erklärt. Das hängt aber wohl ganz grundsätzlich mit der individuellen Zusammensetzung des Hautmikrobioms zusammen, glauben die Forscherinnen und Forscher hinter der Studie. Fachleute betonen aber auch, dass sich Stechmücken auf der Suche nach Proteinen an vielen verschiedenen Faktoren orientieren. Carbonsäuren seien dabei eine wichtige Komponente, aber längst nicht die einzige.

Nichtsdestotrotz könnten die Studienergebnisse die Basis für Entwicklungen sein, die die Ausbreitung der durch Steckmücken übertragenen Krankheiten möglicherweise eindämmen können. Durch Moskitos übertragene Krankheiten betreffen jährlich etwa 700 Millionen Menschen. Fachleute gehen davon aus, dass die Zahl der Betroffenen durch den globalen Temperaturanstieg noch steigen wird. Auf Basis der neuen Erkenntnisse könnten künftig etwa durch bestimmte Produkte, zum Beispiel probiotische Cremen, die menschlichen Gerüche so verändert werden, dass es für die Stechmücke schwieriger wird, menschliches Blut zu finden. (poem, 23.10.2022)