Die CO2-Bepreisung wird nun bei Treibstoffen und Heizöl, zu sehen die Zapfpistole eines Tanklastwagens, schlagend.

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Die Inflation in Österreich hat sich im Herbst auf sehr hohem Niveau weiter beschleunigt. Mit elf Prozent erreicht die Teuerung im Oktober laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria den höchsten Wert seit Juli 1952, also seit mehr als 70 Jahren. Hauptverantwortlich für den ungebrochen starken Anstieg der Verbraucherpreise sind Haushaltsenergie und Treibstoffe. "Die Teuerung hat mittlerweile fast alle Bereiche erfasst, neben Nahrungsmitteln und Gastronomie sind deutliche Preissteigerungen nun auch bei der Bekleidung zu verzeichnen", sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Gemäß EU-Berechnungsmethode lag die Inflation in Österreich bei 11,5 Prozent. In der gesamten Eurozone ist der Preisauftrieb laut der Statistikbehörde Eurostat im Oktober auf den Rekordwert von 10,7 Prozent gestiegen. Am geringsten ist die Teuerung dabei in Frankreich mit 7,1 Prozent ausgefallen, den höchsten Wert verzeichnete Estland mit 22,4 Prozent. In Deutschland mussten Haushalte im Oktober für Waren und Dienstleistung um 11,6 Prozent mehr bezahlen. Damit ist die Inflation dort nun höher als in Österreich.

Erstmals mit CO2-Preis

Erstmals in die Inflationsberechnung eingeflossen ist der im Oktober eingeführte CO2-Preis für Treibstoffe, Heizöl und Erdgas. Wie stark die Auswirkung ist, könne man nicht ausweisen, heißt es aus der Statistik Austria auf Anfrage. Wifo-Ökonom Josef Baumgartner hat den Effekt aber durchgerechnet und kommt auf etwa 0,2 Prozentpunkte, die deshalb bei der Teuerungsrate dazukommen. "Das macht schon einen gewissen Anteil aus, aber ich würde es als nicht so stark einstufen", sagt Baumgartner.

Was die Inflation ebenfalls nach oben bewegte, waren Preiserhöhungen bei der Fernwärme Graz und von kleineren Energieversorgern. Im Bereich der Mobilität kommt dazu, dass die preisdämpfende Wirkung des Klimatickets wegfällt. Dieses wurde am Nationalfeiertag des Vorjahres eingeführt und ist damit nun auch in den Vergleichsdaten des Vorjahres enthalten, anhand deren die aktuelle Teuerung errechnet wird.

Höhepunkt dürfte nahe sein

Dennoch geht Wifo-Experte Baumgartner davon aus, dass die Spitze der aktuellen Inflationswelle schon erreicht oder sehr nahe ist. "Es könnte sein, dass im Oktober oder November der Höhepunkt erreicht wird", sagt er. Hauptgrund für diese Annahme ist die Strompreisbremse, die ab Dezember in Österreich zu greifen beginnt. Bis Frühjahr werde sie ihre volle Wirkung entfalten, wenn Versorger in Westösterreich ihre Preise für Bestandskunden über das gedeckelte Niveau anheben werden. Wie stark schätzte Baumgartner dann den Effekt? "Unseren Schätzungen zufolge wird die Inflationsrate dadurch um etwa einen Prozentpunkt gedämpft", sagt Baumgartner.

Ob der Höhepunkt der Teuerung tatsächlich bald hinter uns liegt, hängt ihm zufolge allerdings davon ab, ob der Gas- und damit auch Strompreis weiterhin auf niedrigeren Niveaus bleiben. Zuletzt hatte der geringe Verbrauch durch die bisher sehr milde Heizperiode bei hohen Speicherständen zu einem deutlichen Verfall des Gaspreises geführt. Auch ein gänzlicher Lieferstopp aus Russland stelle ein mögliches Risiko dar.

Weitere Zweitrundeffekte

Auf jeden Fall ist mit sogenannten Zweitrundeneffekten zu rechnen, wenn die Unternehmen ihre eigenen gestiegenen Produktionskosten an die Kundschaft weitergeben. Da könnte noch einiges kommen, denn im September sind die Erzeugerpreise um 22,1 Prozent gestiegen. Das war laut Statistik Austria der höchste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen im Jänner 2000.

Wegen der anhaltenden Teuerungswelle in der Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf nunmehr zwei Prozent erhöht. Für die nächste Zinsentscheidung im Dezember wird eine weitere Anhebung erwartet, nächstes Jahr sollen weitere folgen.

Die Schnellschätzungen der Statistik Austria basieren auf dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestehenden Datenbestand, der etwa 80 bis 90 Prozent der für die Inflationsberechnung nötigen Preise umfasst. Es kann daher noch zu geringfügigen Abweichungen kommen. Die endgültigen Inflationsdaten für Oktober werden am 17. November bekanntgegeben. (Alexander Hahn, 31.10.2022)