Der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk denkt nicht an Rücktritt: "Ich habe nicht vor, aufzugeben."

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Er hatte sich mit seinem kleinen Umfeld an der Spitze der steirischen Wirtschaftskammer und im ÖVP-Wirtschaftsbund recht üppige Bonifikationen gegönnt. Im intimen Kreis beschloss man für sich selbst eine 50-prozentige Erhöhung der Funktionsentschädigung, und als ÖVP-Wirtschaftsbundobmann ließ sich Josef Herk noch 4.000 Euro als Aufwandsentschädigung auszahlen. Wie der Wirtschaftsbund jetzt in einer Stellungnahme zugab, sei dies eine Novität. Bisher wurde das Amt ehrenamtlich geführt.

Neben den Sonderdotierungen für den Präsidenten wurden jetzt auch generöse Verteilungen von Corona-Hilfen an den ÖVP-Wirtschaftsbund, ein schöner Aufsichtsratsposten für die Gattin des Präsidenten und schwere Dienstlimousinen publik, die sich Herk und WK-Direktor Karl Heinz Dernoscheg (rund 224.000 Euro Jahresgrundgehalt plus Spesenkonto) beschließen ließen. Noch zu Beginn seiner Präsidentschaft hatte Herk einen Dienstwagen strikt abgelehnt. "Ich verzichte auf ein Dienstauto der Wirtschaftskammer und werde mit meinem eigenen Wagen fahren", hatte Herk einst in Interviews versprochen, als er Präsident wurde.

Rücktritt erwartet

Am Freitagabend, nach seiner Rückkehr aus dem Hawaii-Urlaub, lud Herk zur Pressekonferenz. Im Wirtschaftsbund und der Kammer wurde vielfach sein freiwilliger Rücktritt erwartet. Aber es kam anders.

Josef Herk gab sich zwar reumütig und entschuldigte sich für das Bild, das durch die Berichte über seine Gagen entstanden sei. "Für die entstandene Optik entschuldige ich mich. So bin ich nicht. Es wurden in der Kommunikation Fehler gemacht", sagte Herk. Er werde nun eine "Transparenzoffensive" starten – und im selben Atemzug gab Herk zu, dass er auch für seine Bundesaktivitäten zusätzlich 2.000 Euro bekomme. Also in Summe vom WB und WK rund 12.600 Euro.

Aber: Die Funktionsentschädigungen in der Kammer seien bundeseinheitlich geregelt – auch die mögliche 50-prozentige Erhöhung. Immerhin sei damit ja auch ein "hoher Arbeitsaufwand verbunden". Dass seine Gage im Wirtschaftsbund – auch dafür gebe es Beschlüsse – unter den Mitgliedern nicht breiter kommuniziert worden sei, sei ein Fehler gewesen.

Angriff auf die anonymen Kritiker

Nach der kurzen Entschuldig ging der WK-Präsident aber zum Gegenangriff auf seine internen anonymen Kritiker über. Wer heute die Dienstwägen, die schon vor langer Zeit beschlossen worden seien, infrage stelle oder die Aufsichtsratstätigkeit seiner Frau in einer Energie-Steiermark-Tochter, der habe "das Ziel, mich so lange zu schädigen, bis ich das Handtuch werfe", sagte Herk. Aber diesen Gefallen werde er "den Heckenschützen" nicht machen. "Die sollen aus der Deckung kommen. Ich habe nicht vor, aufzugeben."

Für Samstag ist nun eine größere Aussprache im erweiterten Wirtschaftsbundgremium geplant, wo Herk auch "die Vertrauensfrage" stellen möchte. (Walter Müller, 4.11.2022)