Vor dem Hintergrund der Chatprotokolle "sind wir besorgt über das ebenfalls in den Korruptionsermittlungen bekannt gewordene Fehlverhalten von Spitzenvertretern einiger führender Genossenschaftermedien", erklärt der Redaktionsbeirat der APA.

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Wien – Angesichts von Chats aus dem Medienumfeld, die in einem kürzlich aufgetauchten Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) aufscheinen, zeigt sich der Redaktionsbeirat der Austria Presse Agentur (APA) "empört" über "Drohungen gegen die Unabhängigkeit" der Nachrichtenagentur. 2019 meinte ÖVP-Spender Alexander Schütz: "Das rote Zeckenparadies geht allen auf die Nerven!" Nachsatz: "Und die APA gehört auch aufgeräumt." Schütz empfahl auch gleich einen Manager etwa für die APA, dem man "zu 100 Prozent vertrauen" könne, DER STANDARD berichtete.

Dieses Ansinnen, das sich an den damaligen Vizekanzler, Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, richtete, weist die Redaktionsvertretung der APA "aufs Schärfste zurück. Die APA ist – wie nur 20 der 144 Nachrichtenagenturen weltweit – unabhängig vom Staat, und das ist gut so", hieß es am Sonntag mit Verweis auf das APA-Statut, wonach die Agentur "ihre Aufgaben in Unabhängigkeit von Einwirkungen politischer und wirtschaftlicher Institutionen und Gruppen (...) sowie unter Vermeidung jeglicher Einseitigkeit und Parteinahme zu erfüllen" hat. Diesem Auftrag komme man seit der Gründung im Jahr 1946 "auf vorbildliche Weise nach".

"Rote Linien überschritten"

Der Redaktionsbeirat fordert auch alle Mitglieder der von den führenden Medien Österreichs getragenen APA-Genossenschaft auf, diese Werte hochzuhalten. Vor dem Hintergrund der Chatprotokolle "sind wir besorgt über das ebenfalls in den Korruptionsermittlungen bekannt gewordene Fehlverhalten von Spitzenvertretern einiger führender Genossenschaftermedien": "Kein Medienmanager sollte die Umsetzung von politischen Interventionen als seinen 'Job' begreifen. Kein Chefredakteur sollte einen Politiker zu Interventionen bei den eigenen Kollegen anleiten. Und schon gar nicht sollte ein Chefredakteur der eigenen Redaktion in den Rücken fallen, indem er Politiker mit Antworten auf Rechercheanfragen versorgt. Hier wurden rote Linien überschritten."

"Solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen der betroffenen Genossenschaftermedien"

Die durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geschäftsfeldes "Nachrichtenagentur" der APA gewählte Vertretung, zeigt sich "solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen der betroffenen Genossenschaftermedien. Wir schätzen die Professionalität und Integrität dieser Redaktionen und sind zuversichtlich, dass sie diese schwierige Situation überwinden werden". Angesichts der Enthüllungen erwarte man von den Eigentümermedien auch, "dass sie Personen in die APA-Gremien entsenden, die das Wertesystem der Austria Presse Agentur teilen und leben", so die Redakteursvertreter. (APA, red, 6.11.2022)