Sprechen Offiziere unterschiedlicher Staaten über die Ministerialbürokratie ihrer jeweiligen Heimatländer, kommt es immer wieder zu einer Frage: Hat jemand schon einmal erlebt, dass eine Gliederung für die Streitkräfte komplett genau so eingenommen wurde, wie auf dem Papier vorgesehen? Das ist so gut wie nie der Fall.

Das Bundesheer braucht eine klare, funktionierende Kommandostruktur.
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Denn jede Reorganisation braucht zwei bis fünf Jahre, um bis ins letzte Glied wirksam zu werden – in der Zeit kommt man meist schon drauf, dass man es besser machen könnte. So haben nun auch die österreichischen Generalstäbler erkannt, dass die eben erst begonnene Neuaufstellung des Verteidigungsministeriums doch nicht der Weisheit letzter Schluss war. Ziel war, die zivilen Angelegenheiten im Ministerium zu bündeln und den Großteil des Militärischen nachgeordnet auszulagern. Doch was theoretisch gut klingt, führt in der Praxis zu eher mehr Bürokratie und weniger Effizienz.

Daher steigt man im Ministerium jetzt sehr früh auf die Bremse – was den Kritikern aus der Opposition und einigen Fachleuten recht gibt. Die Verantwortlichkeiten werden schon nach einem Jahr wieder neu gebündelt, was auch angesichts der anstehenden Beschaffungen sinnvoll erscheint. Dabei darf aber auf das Wichtigste nicht vergessen werden: Das Bundesheer braucht eine klare, funktionierende Kommandostruktur. Dies geht in der Bürokratie leicht unter. (Conrad Seidl, 6.11.2022)