Mit schnellem 3D-Druck im Miniaturbereich erschloss sich das TU-Wien-Spin-off Upnano einen Nischenmarkt. Die stark vergrößerte Aufnahme zeigt ein winziges Schloss auf einer stumpfen Bleistiftspitze.
Foto: Upnano

Forschung hat viele Gesichter. Sie ist oft mühselig und langwierig, in den seltensten Fällen wird sie mit dem Nobelpreis belohnt. Um bahnbrechende Erkenntnisse zu erzielen, sind unzählige winzige Schritte und ebenso viele Fehlversuche notwendig. Nicht selten mündet Forschung aber auch in Ideen und Erfindungen, die die Welt für immer verändern können. Gerade in Österreich scheuen viele kluge Köpfe aber immer noch davor zurück, aus dem akademischen Bereich heraus ein eigenes Unternehmen zu gründen. Zuletzt haben allerdings auch einige heimische universitäre Spin-offs vorgezeigt, wie der Absprung von der Uni gelingt.

3D-Druck lebender Zellen

Eines dieser Beispiele ist die 3D-Druck-Firma Upnano, die 2018 als Spin-off der TU Wien gegründet wurde und mittlerweile auf 30 Beschäftigte angewachsen ist. Das Unternehmen bietet Systeme zum Drucken winziger Bauteile bis in den Nanobereich an und verspricht dabei eine um bis zu hundertfach höhere Druckgeschwindigkeit als bestehende Lösungen. Selbst lebende Biozellen können auf diese Weise präzise und schnell in 3D-Strukturen gedruckt werden. Am Montag wurde Upnano dafür in der Kategorie "Spin-off" mit dem Gründungspreis Phönix belohnt.

"An einer Uni zu forschen oder unternehmerisch tätig zu sein sind zwei völlig verschiedene Zugänge", erklärt Denise Hirner, die als Mitbegründerin und Chief Operating Officer für das operative Geschäft bei Upnano zuständig ist. Neben der Forschung und Entwicklung, die in einem gewissen Rahmen auch kreativ und freigeistig bleiben dürfe, müsse das Wirtschaftliche bei allen Entscheidungen stets mitbedacht werden. Während Mitbegründer Peter Gruber durch seine Arbeit an der TU Wien den Grundstein legte und weiterhin als Technologiehirn hinter der Firma fungiert, habe sie immer eher das Geschäftliche interessiert.

Denise Hirner, Mitbegründerin des Spin-offs Upnano.
Foto: www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

"Ich habe an der FH Technikum Wien Zell- und Gewebeforschung studiert, aber nie eine Unikarriere angestrebt. Vielmehr wollte ich etwas im Bereich Verkauf, Marketing oder Projektleitung machen", sagt Hirner. Um für das Unternehmerische noch besser gerüstet zu sein, holte das Spin-off mit Bernhard Küenburg einen externen Geschäftsführer ins Boot. Ein Anwalt half beim Patentvertrag mit der TU Wien. Heute sind die Systeme von Wien bis USA und Australien im Einsatz.

Die leidige Patentfrage

Wie geistiges Eigentum unternehmerisch verwendet werden darf, das im Rahmen einer akademischen Forschungstätigkeit erworben wurde, ist in Österreich nicht klar geregelt. "Um das enorme Potenzial auszuschöpfen und die Ausgründungsquote zu erhöhen, wäre eine einheitliche Regelung wünschenswert", sagt Tanja Spennlingwimmer, die beim Austria Wirtschaftsservice (aws) unter anderem für Patentrechtsfragen zuständig ist. Als Vorbilder nennt sie neben der TU München die ETH Zürich.

"Auch wenn wir auf einem guten Weg sind, schlagen diese Hochschulen eine noch bessere Brücke zwischen wissenschaftlicher Forschung und wirtschaftlicher Ausgründung, ist die Rechtsexpertin überzeugt. Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch die diesjährige Phönix-Jurorin und Technologieexpertin Petra Huber von der Industriellenvereinigung. Programme zum Technologietransfer würden Forschende schon in der Ausbildung abholen und die Gründung als mögliche Entwicklungsrichtung aufzeigen.

Sanfter Roboter aus Wien

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Upnano hat auch das TU-Wien-Spin-off Airskin (ehemals Blue Danube Robotics) vorzuweisen, das 2014 gegründet wurde. Das Unternehmen hat eine weiche "Schutzhaut" für Roboter entwickelt, die bei Berührung mit Menschen sofort den Bewegungsablauf stoppt und so mögliche Verletzungen verhindert. Ursprünglich für Roboter in Pflegeheimen gedacht, fokussiert die Firma nun auf Industrieroboter wie etwa in der Automobilbranche.

AIRSKIN

"Bei mir stand bei der Gründung der Wunsch im Vordergrund, das Erforschte auf die Straße zu bringen. Also nicht nur Prototyp um Prototyp zu bauen, der dann an der Uni in einem Eck verstaubt oder maximal bei Lehrveranstaltungen gezeigt wird", erklärt Airskin-Mitbegründer Michael Zillich. Wer gründen wolle, müsse sich allerdings schnell im Klaren sein, wer das entwickelte Produkt eigentlich kaufen solle und wie der Markt funktioniere: "Wir sind zunächst viel zu breit mit allgemeiner Servicerobotik gestartet. Dafür hätten wir aber sofort 100 Leute zum Entwickeln gebraucht – ein unrealistisches Unterfangen."

Dass der Start zunächst etwas holprig verlaufen ist, führt Zillich auch auf das vor allem technisch ausgerichtete Gründungsteam zurück: "Wir waren vier Ingenieure, die sich alles Geschäftliche, aber auch Rechtliche selber beibringen mussten. Ein universitärer Leitfaden, aber auch eine Patentberatung hätte uns damals viel Mühsal erspart", ist Zillich überzeugt. Heute hat das Spin-off seinen eigenen Nischenmarkt gefunden und liefert seine zugeschnittene Technologie erfolgreich nach ganz Europa und in die USA. Es zählt mittlerweile 28 Beschäftigte.

Üppige Förderlandschaft in Österreich

Dass Österreich über gute Förder- und Finanzierungsinstrumente in der Anfangsphase verfügt, bestätigen sowohl der Airskin-Gründer als auch die Upnano-Gründerin. Während die aws als Förderbank des Bundes im Vorjahr 380 Millionen Euro für Start-ups aufwendete, flossen von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG über 78 Millionen Euro in Forschungs- und Entwicklungsprojekte heimischer Start-ups.

Michael Zillich, Mitbegründer des Spin-offs Airskin.
Foto: www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

Etwa 15 Millionen davon waren für das Programm Spin-off Fellowship reserviert, das Forschenden mit Mitteln des Wissenschaftsministeriums den unternehmerischen Einstieg erleichtern soll. Als Vorbild dient dabei ein ähnliches Programm der ETH Zürich.

Im internationalen Vergleich bleibt die Luft dennoch dünn, weil privates Risikokapital weiterhin nur schwer aufzutreiben ist. "In den USA werden wir belächelt, mit welcher Investitionssumme wir die Firma hochgezogen haben. Dort muss man zumindest einen Nuller anhängen", erklärt Hirner. Bei der Förderbank aws kennt man die Problematik heimischer Start-ups und Spin-offs nur allzu gut.

"Eigentlich ist in Österreich viel Kapital vorhanden, etwa in Unternehmensstiftungen. In Unternehmungen und Gründungen wird aber immer noch verhältnismäßig wenig investiert", erläutert Spennlingwimmer das Dilemma. Sie rechnet damit, dass in diesem Bereich mit der jüngeren Generation ein Umdenken passieren wird. "Aber das wird wohl noch eine Zeit dauern." (Martin Stepanek, 13.11.2022)