Almoez Ali war im Trikot des LASK mäßig erfolgreich.

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Doha/Linz – Wenn Almoez Ali im Auftaktspiel der Fußball-WM am Sonntag für den Gastgeber den Rasen betritt, werden sich eingefleischte LASK-Fans vielleicht an einen November-Abend 2015 erinnern. Damals traf der Katarer beim 4:0 der Linzer im Zweitliga-Spiel gegen den FAC mit seinem ersten und einzigen Tor im Trikot der Athletiker. Nur ein halbes Jahr verbrachte der Stürmer in Österreich, nach Linz kam er nicht aus Zufall. Der lange Arm aus Doha reichte damals bis in die Stahlstadt.

Eigentlich ist Ali ein Vorzeigeschüler der Aspire Academy. Die in Ar-Rayyan nahe Doha installierte Fakultät hat es sich zum Ziel gesetzt, die talentiertesten Sportler Katars zu Spitzenathleten zu formen. Ali wurde in Sudans Hauptstadt Khartum geboren, er kam schon als Kind ins Emirat, als Zehnjähriger wechselte er in die Akademie. Den Feinschliff sollte sich der Jungstürmer dort holen, wo der größte Wettbewerb herrscht: in Europas Ligen.

Von Katar nach Linz

Der Einstieg beim belgischen Club KAS Eupen 2014 als knapp 18-Jähriger kam nicht ohne Grund. Der Verein wurde zwei Jahre davor von Investoren aus Katar übernommen und zur Anlaufstelle von Profis aus Katar. Für Ali ging die Reise ein Jahr später nach Österreich weiter, wo er auf seinen Landsmann Assim Madibo traf. Der LASK hatte ein halbes Jahr davor seine Kooperation mit der Aspire Academy bekannt gegeben und weilte im Jänner 2015 auf Einladung im Emirat, um ein Trainingslager abzuhalten.

"Wir wollen auch im Nachwuchs internationaler werden", sagt der damalige Sportchef Jürgen Werner damals den "OÖ Nachrichten". Der LASK habe mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga auch "ein gutes Tool, um diese jungen Talente weiterzuentwickeln". Ali und Madibo kamen in erster Linie auch bei der SPG FC Pasching/LASK zum Einsatz. Während Ali im Finish der Herbstsaison unter Trainer Oliver Glasner insgesamt neun Pflichtspieleinsätze verbuchte, durfte Madibo nur eine Viertelstunde im Trikot des Zweitligisten spielen. Aus Katar wurde deshalb Kritik laut.

Diskrepanzen bei Zusammenarbeit

Schon im Jänner 2016 war das katarische Duo bei den Linzern wieder Geschichte. Wie der LASK auf Anfrage mitteilte, gab es Diskrepanzen in der Auffassung der Zusammenarbeit. So wurde auf "eine (nicht erfüllbare) Stammplatzgarantie bestanden", so der Club in einem schriftlichen Statement. "Beide Spieler mussten auch regelmäßig für Lehrgänge mit dem katarischen Nationalteam abgestellt werden." Offenbar auch außerhalb der von der FIFA festgelegten Abstellungspflicht. Die Kooperation war rasch wieder zu Ende.

Für Ali und Madibo ging es bei Cultural Leonesa in Spanien weiter. Der Drittligist steht in katarischem Besitz, Aspire hält die deutliche Mehrheit der Clubanteile. Seine Fußstapfen in Europa hinterließ das Duo auch dort nur bedingt. Nach zehn Einsätzen ging es für Ali wieder retour nach Katar, wo er noch heute für Al-Duhail spielt.

Im Februar 2019 gewannen Ali und Madibo mit Katar den Asien-Cup und damit den ersten namhaften Titel für das kleine Land. Der Stürmer traf neunmal, beim Finalsieg über Japan (3:1) erzielte er die Führung per Fallrückzieher und brach den Torrekord von Irans Legende Ali Daei. Noch nie hatte ein Spieler in einem Asien-Cup-Turnier so oft angeschrieben. Lob erhielt er von höchster Stelle. Der damals als Experte des katarischen Senders beIN Sports arbeitende Jose Mourinho sagte: "Er ist ein exzellenter Spieler, der im Ausland spielen kann. Almoez hat alles, was es dafür braucht." Dreieinhalb Jahre später spielt der 1,80-m-Mann immer noch in Doha – nun bei der WM. (APA, 15.11.2022)