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Wien – Im Gesetzesentwurf stehen "Mediaagenturleistungen" als ein Aufgabengebiet für das "Content Hub Austria", eine Content-Agentur der Wiener Zeitung GmbH. Ihr Geschäftsführer Martin Fleischhacker aber schließt auf STANDARD-Anfrage aus, dass seine Unternehmensgruppe in Republiksbesitz als Mediaagentur tätig werde.

"Für meine Zeit als Geschäftsführer kann ich ausschließen, dass wir eine Media-Agentur sind oder zu einer Media-Agentur werden", sagte Fleischhacker.

Fleischhacker und leitende Mitarbeiterinnen der Wiener Zeitung GmbH stellten Mittwoch in einem Hintergrundgespräch die Aktivitäten der Unternehmensgruppe um die "Wiener Zeitung" vor, wenn der Gesetzesentwurf – geplant: Mitte 2023 – in Kraft tritt. Und wenn vor allem die kostenpflichtigen Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen im Amtsblatt wegfallen – und damit der Großteil der bisherigen Einnahmen.

Damit und dem Gesetzesentwurf ist das Ende der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung vorgezeichnet. Kaufinteressenten und Ambitionen der Redaktion auf Fortführung wurden nicht weiterverfolgt; Fleischhacker erklärt, die Gespräche hätten sich nach seinem Kenntnisstand auch nicht weiter konkretisiert.

EU muss prüfen

Bis 30. November sind noch Stellungnahmen zum Entwurf im Begutachtungsverfahren möglich. Die geplanten und fix im Gesetz verankerten Zahlungen der Republik müssen noch von der EU-Kommission geprüft werden, ob sie nicht den Wettbewerb verzerren. Vorgesehen sind drei Millionen Euro für eine digitale Veröffentlichungsplattform, 7,5 Millionen Euro für das Medium "Wiener Zeitung" digital und gedruckt sowie sechs Millionen Euro für das "Media Hub" für Journalismusausbildung und Medienkompetenz.

"Projektteam" für Zukunft des Mediums

Mitte Dezember soll das Produktentwicklungsteam, dass sich mit der Zukunft der "Wiener Zeitung" auseinandersetzen wird, seine Arbeit aufnehmen. "Ich rechne im Frühjahr mit ersten Ergebnissen, wohin die Reise geht", sagte "Wiener Zeitung"-Geschäftsführer Martin Fleischhacker im Gespräch mit Journalisten. "Der Fokus ist digital, aber alles andere ist offen." Print werde es weiterhin geben, aber nicht mehr täglich.

Zehn bis zwölf Personen, die zu einem großen Teil, aber nicht ausschließlich, aus der Redaktion kommen, werden in dem Team, für das sich bisher rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses gemeldet haben, mitarbeiten. In den Erläuterungen zum Gesetzesentwurf, der sich derzeit in Begutachtung befindet, heißt es, die "Wiener Zeitung" solle als "Online-Medium und gegebenenfalls nach Maßgabe der hierfür zur Verfügung stehenden Mittel auch in Printform (10 mal jährlich)" herausgegeben werden. Das sei auch realistisch, denn das Projekt müsse mit den vorgegebenen Mitteln zu stemmen sein. Eine Tageszeitung sei jedenfalls nicht mehr umsetzbar. "Mir ist wichtig, dass ich möglichst viele Arbeitsplätze erhalten kann, für diese Redaktion, aber auch für andere Bereiche im Haus", betonte Fleischhacker.

"Klar getrennte" Content-Agentur

Über die vom Medienhaus betriebene Journalistenausbildung, die unter dem Namen "Media Hub Austria" ausgebaut werden soll, sagte Fleischhacker: "Wir sehen uns nicht in Konkurrenz zu anderen Aus-und Weiterbildungsstätten." Wesentliches Unterscheidungsmerkmal sei, dass die Trainees, die alle Geschäftsbereiche in verschiedenen Medienhäusern durchlaufen, für die Dauer der Ausbildung nach Journalistenkollektivvertrag angestellt werden. Das Budget liegt etwa beim Zehnfachen der bestehenden unabhängigen Institutionen der Journalismusausbildung

Auch die Content-Agentur Austria wird im Gesetzesentwurf zur "Wiener Zeitung" genannt. Dabei handle es sich um eine Redaktion, die nichts mit der Tageszeitung zu tun habe. "Es gibt keine Verbindung zu anderen Bereichen im Haus. Die Bereiche Redaktion und Content-Agentur sind bei uns klar getrennt", versicherte Fleischhacker. (fid, APA, 16.11.2022)