Die Krainer Steinschafe des Werkstätten- und Kulturhauses (Wuk) haben von 2019 bis 2021 die Donauinsel gemäht.

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Für die ehemaligen Mähschafe von der Wiener Donauinsel ist letztlich doch noch einmal alles gut ausgegangen. Auch wenn es bis vor kurzem ganz anders ausgesehen hat. Ihr bisheriger Kost- und Logiegeber, der Schafverein des Werkstätten- und Kulturhauses (Wuk), hatte in den vergangenen Tagen nämlich dringend Plätze für rund 100 Schafe gesucht.

Hintergrund der Herbergssuche ist die Neuvergabe des Mähauftrags für die Donauinsel im heurigen Frühling. Bis dahin war der Verein Wuk-Bioschafe von der Stadt damit beauftragt, rund 70 Krainer Steinschafe auf dem Gelände grasen zu lassen. Der Vorteil dieser Mähmethode ist, dass sie umweltfreundlicher und leiser ist als jene mit Maschinen und einen Beitrag zur Artenvielfalt leistet. Denn Schafe lassen beim Grasen immer auch Pflanzen übrig, wodurch Wiesen mit längeren oder kürzeren Pflanzen entstehen.

Bei der Ausschreibung kam schließlich der Mostviertler Landwirtschaftsbetrieb Kablhof des Ehepaares Nikolaus und Verena Kirchmayr im niederösterreichischen Sankt Peter zum Zug. Der Wuk-Bioschaf-Verein ging leer aus – und kritisierte diesen Schritt heftig. Weder Regionalität und Biozertifizierung noch der Umstand, dass Wuk-Bioschafe Arbeitsplätze für ehemals Langzeitarbeitslose schaffen, sei ein Kriterium gewesen, hieß es. Die Stadt verteidigte sich damit, dass der Mähauftrag nach dem Bestbieterprinzip vergeben worden sei.

Weiterführung des Projekts unmöglich

Die Zukunft der Wuk-Schafe war daraufhin ungewiss. Zwar erhielt der Verein im Sommer einen neuen Auftrag an der Weinviertel Autobahn (A5) – der STANDARD berichtete. Doch das reichte offensichtlich nicht aus. Mitte September gab der Schafverein auf Facebook bekannt, dass "eine Weiterführung des Projekts unter den Bedingungen des freien Markts und ohne entsprechende Aufträge der öffentlichen Hand nicht möglich ist". Beweidungsaufträge würden bis Ende der Saison fortgeführt, hieß es. Parallel wurde mit der Suche nach einem neuen Zuhause für die Schafe begonnen.

Und diese gestaltete sich offenbar nicht so einfach. "Bis vor einer Woche hatten wir 100 Tiere zu vergeben", sagt Betriebsleiterin Ursula Königer im Gespräch mit dem STANDARD. Doch dann kam ein Facebook-Posting, das wieder Schwung in die Angelegenheit brachte: "Zuhause gesucht: Es handelt sich um die ehemaligen Donauinsel-Schafe", hieß es darin. Geteilt wurde der Eintrag unter anderem von Loos-Bar-Chefin Marianne Kohn.

30 Schafe bleiben im Marchfeld

Das zeigte Wirkung: Alle Tiere sind nun vergeben. "Wir haben jetzt mehr Anfragen als Tiere. Vielen Dank an unseren Fanclub", sagt Königer. Zu Spitzenzeiten hatte der Verein 250 Tiere, zuletzt waren es nur noch 140.

Rund 30 bleiben nun am Vereinssitz in Lassee im niederösterreichischen Marchfeld. Sie sollen künftig zum Beweiden von Naturschutzflächen verborgt werden. Die restlichen sind bei neuen Besitzerinnen und Besitzern untergekommen. Wer sich da gemeldet habe? "Zum Beispiel Hobbyerwerbsbauern", sagt Königer. Kein Tier sei zum Schlachter gekommen – jedenfalls nicht direkt. (Stefanie Rachbauer, 21.11.2022)