Valerie Pachner ist 2023 die Buhlschaft im Salzburger "Jedermann".

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Der Begriff "Nebenrolle" wollte für die Buhlschaft im Jedermann, dem Evergreen der Salzburger Festspiele, eigentlich nie passen. Eher könnte man von einem "lustrous part" sprechen, dem strahlenden Gegengewicht im Drama vom Sterben des reichen Mannes. Seit jeher bietet er populären Schauspielerinnen aus Film und Theater Gelegenheit, mit Weiblichkeitsbildern und damit Schönheitsklischees zu spielen, zuletzt diese auch zu readjustieren.

Nach zwei Jahren Dienst auf dem Domplatz von Verena Altenberger wird nun die gebürtige Welserin Valerie Pachner nachfolgen. Das ist eine vielversprechende Wahl: Die 35-jährige Schauspielerin hat bereits öfters gezeigt, dass sie scheinbar festgelegte Frauenfiguren mit einer physischen Intensität aufzuladen versteht.

In Österreich ist Pachner vor allem für Filmrollen bekannt: Für ihre Verkörperung der Muse und des "Probierfräuleins" Wally im Künstlerdrama Egon Schiele: Tod und Mädchen wurde sie 2017 mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet. In Marie Kreutzers Der Boden unter den Füßen spielte sie eine Unternehmensberaterin, deren Schale der Effizienz langsam Risse zeigt.

Jägerstätters Frau bei Terrence Malick

US-Ausnahmeregisseur Terrence Malick (The Tree of Life) castete sie schließlich für seinen Film über Franz Jägerstätter, A Hidden Life, in dem sie "Fani", der Frau des Widerstandshelden und Kriegsdienstverweigerers, mit innerer Hingabe Würde verlieh. Mit diesem Part waren für Pachner, rasant wie selten, die Schienen für eine internationale Karriere gelegt. In der Westernserie The English agierte sie zuletzt an der Seite von Emily Blunt.

Vor dem Film war bei Pachner, wie so oft, das Theater prägend. Der Weg dorthin war jedoch verschlungen: Der Kindheit in Bad Schallerbach folgten ein Germanistikstudium in Wien und ein Jahr in Honduras, was sie dazu inspirierte, Internationale Entwicklung zu studieren. Dann klappte die Aufnahme am Max-Reinhardt-Seminar. Von dort ging es nach München, wo sie bis 2017 am Residenztheater unter dem heutigen Burg-Chef Martin Kušej zu einer Größe im Ensemble wurde. Nach Wien folgte sie ihm aber nicht, das sei sich damals "hint und vorn" nicht mehr ausgegangen.

Ob die Buhlschaft ein Schritt zurück zu ihrer ersten Liebe ist? Das lässt sich bei dem unsteten Geist dieser Schauspielerin schwer sagen. Sicher dürfte jedenfalls sein, dass sie der Buhlschaft mehr Bodenhaftung verleiht – ihr Lieblingskleidungsstück war lange ein Paar Doc Martens. (Dominik Kamalzadeh, 30.11.2022)