Michael Brunner wird als MFG-Obmann mit 6000 Euro pro Monat entschädigt. Der ehemalige Niederösterreich-Chef der Partei sagt, er wusste davon nichts.

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Wien / St. Pölten – Spätnachts meldete sich Gerhard Ivan mit einer Audiobotschaft zu Wort. Er sei enttäuscht von seiner ehemaligen Partei, der impfkritischen MFG – vor allem von Parteichef Michael Brunner. Ivan war in der Partei nicht irgendjemand: Er stand der niederösterreichischen Landesgruppe vor, die bei der kommenden Landtagswahl die Partei festigen sollte. Im Oktober legte er aber – gemeinsam mit etlichen Mitstreitern in mehreren Bundesländern – sein Amt zurück.

Denn Brunner, behauptet Ivan, sei unehrlich zur Partei gewesen. Während der Niederösterreich-Chef und zahlreiche andere Funktionärinnen und Funktionäre ihre Freizeit für den Aufbau der Partei geopfert hätten, habe der Parteichef sich jeden Monat 6.000 Euro aus der Parteikassa auszahlen lassen. Und das, obwohl laut Ivan Konsens gewesen sei, dass "alle" in der MFG ehrenamtlich arbeiten. Brunner habe das auch bei seinen Reden gesagt.

"Laufend und üppig entlohnt"

Nicht nur der Parteichef und Bundespräsidentschaftskandidat hätten Geld erhalten, sondern auch "ein Großteil der anderen Mitglieder des Bundesvorstands, wie auch seine Partnerin sowie enge Gefolgsleute ebenfalls laufend und üppig entlohnt werden". Brunners Lebensgefährtin Gabriele Safran sitzt ebenfalls im MFG-Vorstand und ist aktuell für die Pressearbeit zuständig.

Ivan sagt, er glaube nicht, dass sich all die engagierten MFGler so eingebracht hätten, hätten sie davon gewusst. "Deshalb ja: Nicht nur ich wurde von Brunner belogen. Und ja: Ich fühle mich zumindest von ihm und seiner Partnerin auch betrogen."

Ivans Darstellung bestätigt Engelbert Neubauer. Er war stellvertretender Landesparteichef in Salzburg, führte die Salzburger MFG interimistisch auch für einige Wochen. Auch er habe nichts von der Aufwandsentschädigung gewusst. Er hätte auch grundsätzlich nichts dagegen gehabt – wenn man es offen gesagt hätte. "Aber wenn es hintenrum gespielt wird, habe ich schon ein Problem damit", sagt er zum STANDARD.

"Unmöglich und lebensfremd"

Der Parteichef stellt auf STANDARD-Anfrage in Abrede, seine Aufwandsentschädigung intern verheimlicht zu haben: "Es wurde nie erklärt, dass alle Funktionäre ehrenamtlich tätig waren bzw. sind. Es wäre bei so einer stark wachsenden Partei auch unmöglich und lebensfremd, nur mit ehrenamtlichen Funktionären zu arbeiten", sagt der Rechtsanwalt.

Alle Aufwandsentschädigungen seien "einvernehmlich gemäß den Statuten beschlossen" worden. Funktionärinnen und Funktionäre, die ihre Jobs ganz oder teilweise für die MFG-Arbeit aufgegeben haben, hätten schon aus Fairnessgründen einen Anspruch auf Entschädigung. "Dazu gehört auch meine Lebensgefährtin, die Mitgründerin der Partei ist und unter anderem die bundesweite Koordination der Parteiarbeit und der zentralen Gremien managt. Ebenso war sie maßgeblich in den BP-Wahlkampf involviert."

Gut aufgestellt für die Landtagswahl

Die zahlreichen Parteiaustritte teils führender MFG-Politiker sieht Brunner nicht seinem Honorar geschuldet, sondern bewertet sie als "Professionalisierungsschritt": "Bei MFG gab es, verursacht durch die rasche Verbreiterung, nun einen natürlichen Selektionsprozess, der so gut wie abgeschlossen ist." Für die Landtagswahl in Niederösterreich sei man jedenfalls gut aufgestellt. (Sebastian Fellner, 5.12.2022)