Der Wiener Altbürgermeister und Volkshilfe-Präsident Michael Häupl mit Comic-Hauptfigur Poldi Cerny.

Foto: Volkshilfe

Bei aller Liebe, die Wiens Altbürgermeister Michael Häupl für die Volkshilfe hegt, ist selbst ihm klar: Der 368-Seiten-Wälzer "Aus Widerstand und Solidarität", der heuer zum 75-Jahr-Jubiläum der Sozialorganisation erschienen ist, fällt nicht in die Kategorie leichte Bettlektüre. "Die Geschichte der Volkshilfe ist etwas, das man nicht so einfach auf dem Nachtkastl liegen hat", räumte er am Dienstag vor Journalistinnen und Journalisten ein.

Um die bewegte Historie der SPÖ-nahen Organisation dennoch unters Volks zu bringen, hat sich diese nun etwas einfallen lassen: einen Comic, der die Entstehung im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich zusammenfasst.

"Armut überwinden", erschienen bei Echomedia, liegt seit kurzem im Buchhandel auf. Offiziell vorgestellt wurde das Werk von Autor Harald Havas sowie den Illustratorinnen Nina Dietrich und Bettina Egger am Dienstag im Laden ComicTreff in der Wiener Barnabitengasse. "Sinn der Sache" sei gewesen, einen Zugang zu einem sperrigen Thema zu finden, erklärte Häupl in seiner Funktion als Volkshilfe-Präsident. Die Organisation nehme sich unter anderen jenen an, die am Ende des Monats damit kämpfen, Lebensmittel zu finanzieren, betonte er. "Man sollte wissen, mit wem man es zu tun hat."

Einfache Frau als Protagonistin

Als Hauptfigur wurde nicht etwa Luise Renner, ihres Zeichens erste Präsidentin der Volkshilfe und Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten Karl Renner, auserkoren. Sondern eine fiktive Frau namens Leopoldine "Poldi" Cerny, die sich neben ihrer Lohnarbeit ehrenamtlich engagiert. Aus ihrer Sicht wird die Entwicklung der Volkshilfe abgehandelt.

Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, heiß es bei der Buchpräsentation. Die Geschichte der Volkshilfe sei auch eine Frauengeschichte – und Poldis Situation typisch für die Organisation, betonte Geschäftsführerin Tanja Wehsely.

Häupl ließ schließlich noch mit einer Äußerung aufhorchen, die durchaus als Kommentar zur gegenwärtigen Führungsdebatte um SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner verstanden werden kann. Eine so zentrale Figur wie Luise Renner sei kaum bekannt, erläuterte er. "Das stimmt mich schon nachdenklich." Sein Appell: Die Arbeiterinnenbewegung müsse sich überlegen, wie sie mit ihren "politisch wichtigen Frauen" umgehe. (rach, 6.12.2022)