In Zeiten eines internationalen Bewerbs wie der Fußballweltmeisterschaft sehen sich selbst Menschen manchmal Spiele an, die sonst wenig mit dem Volkssport Fußball anfangen können. Je mehr dabei auf dem Spiel steht, wie etwa beim bevorstehenden 1. WM-Halbfinale am Dienstag, desto eher sitzt man möglicherweise auch als Laie mit vor dem Fernseher. Meist ist das Interesse im Freundeskreis groß, und man ist von Expertinnen und Experten umgeben, die selbstsicher auf einem gewissen Niveau ihren Senf dazugeben, wenn absolute Profis 90 Minuten und mehr den Rasen unsicher machen. Selbst stumm daneben zu sitzen, wenn noch dazu keine Tore fallen, kann langweilig werden. Auch wenn man nicht alles versteht, was da vor sich geht, ist der Drang gegeben, zu kommentieren, was man sieht.

"Geh bitte! I glaub der Schiri sauft!"
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Bluffen beim Fußballschauen: Hilfreiche Floskeln

Ist man in Sachen Fußball absolut unbedarft, empfiehlt es sich vielleicht nicht, gleich bei einer komplizierten "War das jetzt Abseits oder nicht?"-Diskussion mitzumischen. Doch mit ein bisschen Beobachtungsgabe und aufmerksamem Zuhören bei dem, was Sportkommentatoren und Auskennerinnen von sich geben, kann es gelingen, sich ein paar Floskeln anzueignen, die man immer wieder einmal vom Stapel lassen kann und für deren Gebrauch man auch nicht alle Zusammenhänge restlos verstehen muss.

Beobachtet man etwa ein sich hinziehendes Match, bei dem sich wenig tut, könnte man unter Zuhilfenahme einer beliebten Kommentatorenfloskel einwerfen, dass die Spieler da aber auch "gar keine Ideen" hätten. (Ob es notwendigerweise Ideen braucht, um das Runde in das Eckige zu befördern, sei dahingestellt.) Auch dass "bei der Chancenverwertung noch Luft nach oben" sei, kann sich zumindest so anhören, als verstünde man mehr von Fußball, als der Fall ist.

Herrscht vor dem Tor abgesehen vom Goalie gähnende Leere, könnte man die Abwehr getrost als "hinten offen wie ein Scheunentor" bezeichnen. Und zeigt sich bei einer strittigen Foulsituation in der Zeitlupenwiederholung, dass wohl kein Foul erfolgt war, deutet man durch ein wegwerfendes "Ball gspielt!" an, dass das Verhalten der Spieler regelkonform war. Generell gilt: Nichtssagende Stehsätze können zum besten Freund werden, wenn man den Eindruck erwecken will, Fußball sei in irgendeiner Form die eigene Expertise.

Geflügelte Worte, die helfen können

Sehr hilfreich kann es auch sein, sich angesichts des Geschehens auf dem Spielfeld legendärer Zitate aus der Fußballwelt zu bedienen. Dass man Urheber und dazugehörige Situation vermutlich nicht klar im Kopf hat, macht da wenig aus. Liegt etwa eine Mannschaft in Sachen Tore rettungslos hinten, könnte man von sich geben: "Hoch werden's des nimmer gwinnen!" Auch mit "Die müssen gewinnen, alles andere ist primär!" ließe sich ab und zu punkten. Und stellt der Kommentator eine Frage, die klingt, als hätte er noch weniger Ahnung als man selbst, mag "Des is die nächste depperte Frog!" Verwendung finden.

Fußballschauen: Womit haben Sie schon geblufft?

Wie gut kennen Sie sich beim Fußball aus? Macht es Ihnen Spaß, das Geschehen am Spielfeld zu kommentieren? Und falls Sie kein Profi sind, haben Sie sich bereits Floskeln angeeignet, um Ihr mangelndes Wissen elegant zu kaschieren? Verraten Sie diese doch im Forum – und helfen Sie damit anderen Ahnungslosen! (Daniela Herger, 12.12.2022)