Gegen "Inseratenbashing": Niki Fellner, neuer CEO und Mehrheitseigentümer der Mediengruppe Österreich.

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Wien – Der neue Mehrheitseigentümer und CEO der Mediengruppe Österreich bestätigt den bereits vom STANDARD berichteten Schuldenschnitt – weiter ohne Zahlen zu nennen. Er bestätigt STANDARD-Infos über einen möglichen Verkauf von Radio Austria. Er will bei "Österreich" und "Oe24" an der Ausrichtung festhalten. Er verwahrt sich gegen Vorwürfe in der Umfrage- und Inseratenaffäre und betont, öffentliche Inserate seien nichts Unanständiges.

Schuldenschnitt, aber vertraulich

Die Mediengruppe Österreich sorgte zuletzt mit Nachrichten, die auf eine finanzielle Schieflage hindeuten, für Schlagzeilen. Personal wurde abgebaut, die Druckerei in Tulln aufgegeben und die Sonntagsausgabe von "Österreich" von Print auf Digital umgestellt. Auch der Unternehmens- und Sanierungsberater Andreas Pres wurde an Bord geholt – und soll dort auch noch länger bleiben. "2022 war ein Jahr der Konsolidierung", sagte Fellner der APA. Es habe aber eine Einigung mit den Finanzpartnern gegeben, bestätigte er einen bereits kolportierten Schuldenschnitt. Details könne er dazu aber nicht nennen, verwies er auf eine Vertraulichkeitsvereinbarung.

STANDARD-Infos über Verbindlichkeiten im niedrigen dreistelligen Millionenbereich als Ausgangspunkt dementierte Niki Fellner Ende November auf STANDARD-Anfrage. Ebenso, dass man sich mit den kreditgebenden Banken auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag geeinigt habe. Familie Fellner soll Geld nachgeschossen haben, Gründer Wolfgang Fellner verkaufte seine Villa am Mondsee laut Kaufvertrag im Sommer für 10,5 Millionen Euro.

Niki Fellner hat wie berichtet die Mehrheit an einer neu organisierten Mediengruppe Österreich übernommen, die aus mehr als 40 Firmen besteht. 37,5 Prozent an der neuen Fellner Medien Holding über einen wesentlichen Teil dieser Firmen hält seine Cousine Alexandra Fellner. Sie ist die Tochter von Helmuth Fellner, dem kaufmännischen Kopf der Fellner-Medien und jüngerem Bruder von Herausgeber Wolfgang Fellner.

"Offen für Investoren" bei Radio Austria

Mittlerweile sei die Mediengruppe rund um "Österreich", "Oe24", oe24.tv und Radio Austria wirtschaftlich gut aufgestellt. Man habe die Mediengruppe von einem fremdfinanzierten Unternehmen zu einem eigenkapital- und familienfinanzierten Unternehmen überführt und plane für das kommende Jahr "einen deutlichen operativen Gewinn". Die digitale Transformation des Unternehmens habe "oberste Priorität". Ziel sei, den Digitalumsatz innerhalb der nächsten 24 Monate zu verdoppeln und in Österreich zum Digitalmarktführer zu werden. Radio habe bei ihm aber "nicht die oberste Priorität". Die Zukunft des bundesweiten Radiosenders der Mediengruppe Österreich, Radio Austria, ist ungewiss. "Im Radiobereich suchen wir einen strategischen Partner und sind offen für Investoren", schloss Fellner auch einen Verkauf nicht aus.

DER STANDARD berichtete am Montag über Verkaufsüberlegungen für den bundesweiten Radiosender. Der deutsche Medienkonzern Bauer war vor dem Start von Radio Austria 2019 schon sehr knapp vor dem Kauf der Radiolizenz der Fellner-Familie.

Neues Wetterportal

Die Mediengruppe Österreich gab gerade den Start ihres Onlineportals "DE24LIVE" für Deutschland bekannt. "Der deutsche Markt ist gerade im Digitalbereich extrem interessant, weil er keine Sprachbarriere hat und derzeit viele deutsche Verlage auf Pay-Angebote setzen", sagt Fellner. Mittelfristig sei es das Ziel, so viele User wie in Österreich zu erreichen. "Aber es ist kein Sprint, sondern ein Marathon", meinte der CEO. Er kündigte an, mit "wetter.live" ein neues Wetterportal zu starten (wetter.at half schon in der Vergangenheit wesentlich bei den Nutzungszahlen der Gruppe). Die Magazine der Gruppe würden – mit wesentlichen Mitteln aus der Digitalförderung – ins Digitale übergeführt, wie Fellner sagt. Auch beim Werbeverkauf setze man "stark auf das Digitale" (wie das Deutschland-Portal auch unterstreicht).

"Ausrichtung wird sich nicht ändern" von "Österreich" und "Oe24"

Die Mediengruppe Österreich fiel dem Österreichischen Presserat in den vergangenen Jahren mit diversen Verstößen gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse auf. Ob Fellner von diesem Kurs in Zukunft etwas abweichen wolle? "Die Ausrichtung von 'Oe24' und 'Österreich' – spannende Nachrichten für ein breites Publikum – wird sich nicht ändern. Wir werden aber in dem einen oder anderen Bereich einen Gang zurückschalten und uns etwas stärker auf Positives konzentrieren", sagt der älteste Sohn von Medienmacher Wolfgang Fellner.

Man werde 2023 stark auf Optimismus und positive Nachrichten setzen, kündigt Fellner an, und den Freitag zum "Good-News-Tag" in "Österreich" und "Oe24" erklären. An diesen Tagen sollen mehr positive als negative Inhalte ausgespielt werden.

Umfrage-Affäre: "Vorwürfe sind falsch und haltlos"

Die Mediengruppe Österreich ist auch von Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Wolfgang und Helmuth Fellner betroffen. Der Verdacht lautet, dass manipulierte Umfragen und gefällige Berichterstattung im Gegenzug für Inserate publiziert wurden. "Die Vorwürfe sind falsch und haltlos. Sie werden sich in Luft auflösen", erklärt Niki Fellner.

Ende November gestattete das Wiener Straflandesgericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in der Umfrage- und Inseratenaffäre die Auswertung der Handydaten von Wolfgang und Helmuth Fellner. Wolfgang Fellner sprach vom "bisher schwersten Bruch des Redaktionsgeheimnisses", man gehe gegen den Gerichtsentscheid beim Oberlandesgericht Wien vor.

"Man sollte uns an den Taten messen"

Man arbeite mittlerweile mit einem neuen Umfrageinstitut, der Lazarsfeld-Gesellschaft von Werner Beutelmeyer, zusammen. "Sie ist über jeden Verdacht erhaben." Ob dennoch ein gewisser Imageschaden vorhanden sei? "Man sollte uns an den Taten messen. Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten einige wirklich zukunftsweisende Schritte gesetzt. Mein Ziel ist es, dass Außenimage der Mediengruppe auch wieder an das Innenbild anzunähern. Wir haben hier ganz viele engagierte Mitarbeiter, die einen tollen Job machen."

Nichts Unanständiges

Prinzipiell trete er gegen "Inseratenbashing" auf. Es sei nichts Unanständiges für ein Medium, Anzeigen, Inserate oder Werbespots zu verkaufen, so Fellner. "Man sollte aufhören, sich hier gegenseitig den Dolch in den Rücken zu stoßen. Unsere wahren Gegner sitzen im Silicon Valley. Mein Angebot an den Mitbewerb ist, bei gewissen Themen an einem Strang zu ziehen – etwa im technischen Bereich – und nicht die fast schon traditionell gepflegte Feindschaft weiterzuführen", sagte der junge CEO.

Die österreichische Medienpolitik erachtete er in "keinem besonders guten Zustand". Speziell der ORF, der sich mit Gebührenfinanzierung und Teilnahme am Werbemarkt "wie eine Krake" online, im TV und im Radio ausbreite, sei eine "Riesenherausforderung" für die Privaten. "Solange er in dieser Form im Onlinemarkt ist, ist es eine klare Wettbewerbsverzerrung", so Fellner. (APA, fid, 13.12.2022)