Was sich in der Wartezone an der Grenze im südsteirischen Spielfeld abspielt, ist erbärmlich und wunderbar zugleich. Erbärmlich für die politisch Verantwortlichen, die zusahen, wie – zwischenzeitlich über 300, aktuell immer noch über hundert – Geflohene tagelang in Großzelten, die nur der Registrierung dienen sollten, froren und hungerten. Wunderbar, weil sich andere erbarmten: Hilfsorganisationen und Anrainer aus der Zivilgesellschaft. Man könnte auch sagen: Bürgerinnen und Bürger mit Ängsten und Sorgen – Sorgen, dass vor ihren Türen Leute erfrieren.

Was sich in Spielfeld abspielt, ist erbärmlich für die politisch Verantwortlichen.
Foto: APA / Erwin Scheriau

Sie sammeln seit sechs Wochen auf eigene Faust warmes Gewand, waschen privat Wäsche und kochen tagtäglich für Hunderte. Als die Temperaturen unter null fielen, schlugen sie Alarm beim Katastrophenschutz. Das brachte wenigstens bessere Heizungen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) setzt sich derweil ins Fernsehen und meint, Menschen, die auf der Flucht unter freiem Himmel geschlafen hätten, könnte man auch Zelte zumuten. Um Angst zu schüren, betont er dann noch, dass die meisten Asylsuchenden Männer seien.

Doch Karner hat keine Angst vor den Frierenden, die man leicht und schnell in feste warme Quartiere bringen könnte. Karner hat Angst vor den guten Umfragewerten der FPÖ. Seine Polizei arbeitet derweil in Spielfeld trotz der Herausforderung gut, wird aber auch allein gelassen. Die Bevölkerung hat Empathie. Die Regierung offenbar einen Empathie-Notstand. (Colette M. Schmidt, 15.12.2022)