Ab 1. März 2023 "Profil"-Chefredakteurin: Anna Thalhammer.

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Wien – Erstmals seit Gründung des Nachrichtenmagazins "Profil" im Jahr 1970 übernimmt mit Anna Thalhammer eine Frau die Chefredaktion. Dies bestätigte die "Profil"-Geschäftsführung am Montag mit einer Aussendung, nachdem DER STANDARD bereits im Vorfeld über die kolportierte Bestellung berichtet hatte.

Thalhammer, derzeit Chefreporterin der Tageszeitung "Presse", wird die Funktion der Chefredakteurin mit 1. März 2023 von Christian Rainer übernehmen. Rainer hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, die Funktionen als Herausgeber und Chefredakteur des "Profil" zurückzulegen.

Die 37-jährige Thalhammer begann ihre Karriere vor 15 Jahren als freie Journalistin beim "Kurier". Ab 2010 war die gebürtige Oberösterreicherin für zwei Jahre als Chefin vom Dienst bei der Zeitschrift "Biber" tätig. Anschließend arbeitete sie bei der Gratiszeitung "Heute" in der Chronikredaktion. Seit 2015 war sie für die "Presse" tätig, wo sie mit so mancher Enthüllung für Aufsehen sorgte und sich auch wegen eines kritischen Artikels mit einer Anzeige der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) konfrontiert sah. Die Staatsanwaltschaft Wien erkannte jedoch keinen strafrechtlichen Tatbestand und verwies auf das Recht der freien Meinungsäußerung. Im Vorjahr wurde sie zur Journalistin des Jahres in der Kategorie Investigation gekürt.

"Viel Neugier"

"Ich habe Journalismus immer mit ebenso viel Neugier wie Leidenschaft betrieben. Dabei haben stets nur zwei Kriterien über eine Geschichte entschieden: Ist sie wahr und relevant? Neugier und Leidenschaft, Wahrheit und Relevanz werden auch in meiner neuen Verantwortung die Leitmotive sein", wurde Thalhammer zitiert. Sie freue sich darauf, gemeinsam mit der Redaktion "das beste Nachrichtenmagazin" in der Politik wie in der Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft zu bieten.

Der scheidende Chefredakteur Rainer wünschte Thalhammer und der gesamten Redaktion "das Allerbeste für die kommenden Jahre". "Profil" sei und bleibe das "spannendste journalistische Produkt des Landes", zeigte er sich überzeugt. Wer dem 61-Jährigen als Herausgeber folgt, ist offen.

Aufsichtsratschef Erwin Hameseder sprach in der Aussendung von einem "notwendigen Generationswechsel", mit dem man aber bewusst an die "traditionelle Kernkompetenz des 'Profil' als investigatives Magazin" anknüpfe. "Anna Thalhammer steht für einen objektiven, kritischen und unabhängigen Journalismus, den wir im 'Profil' weiter stärken wollen", so Hameseder.

Doppelrolle für Grasl

Fix ist ebenso, dass Richard Grasl mit 1. Jänner Geschäftsführer von "Profil" wird und damit Thomas Kralinger ablöst. Dabei agiert er künftig in einer Doppelrolle, behält er doch seine Funktion als stellvertretender "Kurier"-Chefredakteur. Die Mediengruppe wechselt Grasl nicht, "Profil" ist seit 2019 wieder im Besitz des "Kurier"-Medienhauses.

Die "Profil"-Redaktion betonte in einem Beitrag "in eigener Sache" die journalistische Unabhängigkeit des Nachrichtenmagazins und die Unantastbarkeit des Redaktionsstatuts, nachdem der Wechsel von Grasl zum Nachrichtenmagazin bekanntgeworden war. Grasl betonte in der Aussendung, dass die Unabhängigkeit der Redaktion "selbstverständlich in vollem Umfang gewahrt bleibe". In Thalhammer erkennt er eine junge Topjournalistin. Mit ihr wolle man das Magazin zum "Profil – Next Generation" entwickeln und stelle die Digitalisierungsstrategie in den Mittelpunkt der Planungen. (red, APA, 19.12.2022)