Wien – Am Montag wurde wieder der Journalismuspreise "von unten" vergeben. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury aus Menschen mit Armutserfahrungen. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 den Preis aus, der tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung prämiert.

Kategorie Online

In der Kategorie Online erhielten Laurin Lorenz und Christopher Lettner die Auszeichnung für ihren Beitrag "Leben in der 'Schattengesellschaft': Ein Tag mit der obdachlosen Jana", veröffentlicht auf derStandard.at. "Das kurze Video zeigt auf beeindruckende Weise, wie Obdachlose in die Unsichtbarkeit gedrängt werden, und gleichzeitig ist die Sehnsucht nach einem würdevollen Leben und nach gesellschaftlicher Teilhabe zu spüren", heißt es in der Jurybegründung. Der Beitrag wurde wie berichtet bereits mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Anerkennungspreis ausgezeichnet.

DAS SIEGER-VIDEO: Leben in der "Schattengesellschaft": Ein Tag mit der obdachlosen Jana
DER STANDARD

Der zweite Preis bei Online ging an Brigitte Theißl für ihre Reportage "Pandemie: Fette Vermögen, steigende Armut", erschienen auf dieStandard.at. Die Jury würdigte, wie es ihr gelingt, "die Strukturen, die zu der wachsenden Ungleichverteilung von Vermögen führen, sichtbar zu machen und die komplexen Zusammenhänge aufzuzeigen".

Kategorie Print

Der Hauptpreis in der Kategorie Print ging an Martina Madner für ihren Artikel "Der Missbrauch eines Narzissten führte in die Armut" in der "Wiener Zeitung". Die Jury würdigte, dass Madner in ihrem Artikel "auf sensible Weise die Lebensrealität einer gewaltbetroffenen Frau schildert und diese mit vielen Hintergrundinformationen unterfüttert und damit auch Wege aufzeigt, wie sich Frauen ermächtigen können".

Köksal Baltaci erhielt den zweiten Preis für seinen in der "Presse am Sonntag" erschienenen Artikel "Pandemie und Teuerung: Der plötzliche Fall aus der Mitte". Der Autor mache darin deutlich, dass infolge der Pandemie "immer mehr Menschen mit Existenzsorgen kämpfen, die davor nie damit gerechnet hätten".

Kategorie Radio

In der Kategorie Radio wurde Isabelle Engels für ihre Sendung "Pflegeverantwortung ein Leben lang" im "Journal-Panorama" auf Ö1 ausgezeichnet. "Der Beitrag beleuchtet eindringlich die prekären Arbeitsbedingungen und die Belastungen für pflegende Angehörige – zum Großteil Frauen –, aber auch die triste Situation von Menschen mit Behinderung", so die Bewertung der Jury.

Kategorie Fernsehen

Den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen erhielt Jakob Horvat für seine Reportage "Arme alte Frauen" (DMG Filmproduktion / Puls 4). Der Jury gefiel besonders, dass "betroffene Frauen selbst ausführlich zu Wort kommen, ohne vorgeführt zu werden", und dass die strukturellen Hintergründe, die zu einer Mindestpension führen – schlecht bezahlte Teilzeitjobs, Care-Arbeit, keine ausreichende Berufsausbildung –, sehr gut herausgearbeitet und vermittelt werden.

Der zweite Preis ging an Sophie-Kristin Hausberger und Helga Lazar für ihren Beitrag "Leben an der Armutsgrenze" (ausgestrahlt im ORF-"Report"), in dem sie sich mit der Teuerung und deren Folgen beschäftigen. "Der Beitrag ist sehr gut recherchiert und informativ, er beinhaltet eine gute Mischung von Betroffenen und Expert*innen, beleuchtet Hintergründe, aber auch Lösungsansätze", so die Jury in ihrer Begründung.

Weiters auf der Shortlist des Journalismuspreises "von unten" und lobend erwähnt: Beate Haselmayer ("Wer soll das bezahlen", ORF-"Am Schauplatz"), Johannes Greß ("Im Teufelskreis", erschienen im "Tagebuch") sowie Claudia Mann und Team ("Was geht: Armut in Österreich", kleinezeitung.at). (red, 20.12.2022)