Foto: APA/Georg Hochmuth

In der urologischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses brennt der Hut. Am Dienstag berichtete das Online-Medium zackzack.at, dass sich Ärztinnen und Ärzte dort nun weigern sollen, mehr Patienten zu operieren, als Betten für sie auf der urologischen Station zur Verfügung stehen. Derzeit müssten auf Fremdstationen Betten für frisch operierte Personen und Notfälle gesucht werden, wo aber fachfremdes Personal arbeite, das ebenfalls überlastet sei. Dem Bericht nach sollen ab Mittwoch also nur noch jene Personen operiert werden, die nach der OP in der urologischen Abteilung versorgt werden können. Das könne pro Tag zwischen zwei und fünf eigentlich zu Operierende treffen, heißt es da.

Der Hintergrund sind gesperrte Betten aufgrund des eklatanten Pflegemangels. Generell ist aus dem AKH zu hören, dass ein Mangel an Ärztinnen und Ärzten kaum ein Thema sei, fehlende Pflege und Mitarbeitende der technischen Dienste (zum Beispiel im Katheterlabor) aber immer gravierendere Folgen hätten. So stellt es zum Beispiel auch Johannes Kastner dar, der Betriebsratsvorsitzende der Med-Uni Wien.

Auf der Urologie ist laut Zackzack wegen des Pflegemangels konkret die urologische Station 17D gesperrt, auf 17C gebe es noch 18 statt 48 Betten. Auch ein OP-Tisch sei seit längerem gesperrt, ein zweiter zeitweise.

Zu diesen Angaben war von Karin Fehringer, AKH-Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev), lediglich eine knappe Stellungnahme zu erhalten: "In den nächsten Tagen wird die Schlussbesprechung der internen Revision zur urologischen Abteilung im AKH Wien stattfinden. Die Ergebnisse werden anschließend auch kommuniziert. Bis dahin bitten wir um Verständnis, dass wir uns nicht äußern." Zur Erklärung: Der Wigev ist am AKH für die Pflege zuständig, der ärztlichen Bereich untersteht als Med-Uni dem Bund.

Seit Monaten Probleme

Schon im Herbst hatte die Uniklinik für Urologie am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) eine Gefährdungsanzeige gelegt. Schon damals wurde über "einen nicht zu kompensierenden Versorgungsnotstand bezüglich der urologischen PatientInnen" informiert. Der "Versorgungskollaps" resultiere aus einem "sukzessiven Zerfall der pflegerischen Strukturen", hieß es weiter in dem Schreiben vom 4. Oktober, das an die Wigev-Generaldirektion, an die Leitung des AKH sowie an Funktionäre der Ärztekammer gerichtet ist.

Auch ein weiteres Thema wird in dem aktuellen Bericht angesprochen: Um ein Bett an einer anderen Abteilung zu finden, gehöre stundenlanges Herumtelefonieren dazu, wird ein AKH-Arzt da zitiert. Derlei ist auch aus anderen Spitälern in Wien zu vernehmen. Ärztliche Bedienstete aus drei Wigev-Kliniken schilderten dem STANDARD vorige Woche, dass es "ständig" einen Überbelag an ihren Stationen gebe. Betten seien also eigentlich gesperrt, weil zu wenig Pflegepersonal da sei. Entweder stünden die Betten dann in einem vom Personalschlüssel her eigentlich gesperrten Raum, in Einzelfällen auch auf dem Gang oder überhaupt in einer anderen Abteilung – um so ein freies Bett zu finden, gehöre oft stundenlanges Telefonieren dazu, wurde da ebenfalls erzählt. (Gudrun Springer, 20.12.2022)