Sidequest selbst bezeichnet sich als eine "Early Access"-Oberfläche für die VR-Brillen von Meta.

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Wer eine VR-Brille von Meta aufsetzt, wird schnell feststellen, dass das virtuelle Ökosystem mit seinen neuen Erlebnissen ein teurer Spaß sein kann: Die meisten Anwendungen befinden sich nämlich hinter einer Bezahlschranke. Selbst wenn es sich um nur kleinere Euro-Beträge handelt, ist man in Summe dann doch überrascht, wie viel Geld man im Meta Quest Store liegenlassen kann – und vermutlich auch soll.

Von einer überschaubaren Zahl an Gratis-Demos abgesehen gibt es eine bessere Möglichkeit, kostenlos in virtuelle Welten hineinzuschnuppern: Sie heißt Sidequest. Die Plattform erleichtert sogenanntes Sideloading, bei dem der eigentlich vorgesehene Store von Meta umgangen wird. Wie auf einem freien Marktplatz können Nutzer neben kostenpflichtigen Titeln auch eine große Auswahl kostenloser Apps für die VR-Brillen von Meta herunterladen. DER STANDARD hat sich angesehen, was dahintersteckt, und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Frage: Was steckt hinter Sidequest?

Antwort: Sidequest ist im Prinzip eine externe Quelle für Apps und Spiele, die nicht (oder noch nicht) im offiziellen Store von Meta vertreten sind. Die Grundidee dahinter ist es, einen offenen Marktplatz zu etablieren, der Entwicklern das Testen und Experimentieren mit ihren Apps, aber auch den Austausch darüber ermöglicht. Nutzerinnen und Nutzer der Plattform profitieren wiederum davon, dass sie viele Inhalte kostenlos nutzen können. Sidequest selbst bezeichnet sich als "Early Access"-Oberfläche.

Auf der Desktop-Seite von Sidequest kann man sich einen guten Überblick über das vorhandene Angebot verschaffen.
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Meta stellt mit dem App Lab zwar seit letztem Jahr eine ähnliche Plattform zur Verfügung, allerdings bietet Sidequest nicht nur eine exklusive Auswahl an Apps und Portierungen, auch umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten für die Hardware des Headsets machen die Plattform beliebt. Nicht umsonst konnte der Dienst bis zum Sommer 2022 mehr als zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzer verzeichnen.

Frage: Welches Angebot erwartet Nutzer auf Sidequest?

Antwort: Waren Apps und Spiele zum Start der Plattform im Jahr 2019 weitgehend kostenlos, hat sich mittlerweile ein beträchtlicher Teil kostenpflichtiger Anwendungen daruntergemischt, der erst wieder aus Sidequest hinausverlinkt. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch, schließlich lässt sich der Marktplatz direkt über die Brille ganz einfach nach kostenlosen Anwendungen filtern. Auch über den Desktop lässt sich das Angebot von Sidequest in den unterschiedlichsten Kategorien gut überblicken.

Direkt über die VR-Brille lässt sich das Angebot kostenloser Software sehr leicht filtern.
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Neben einem nach wie vor großen Angebot an Gratis-Software ist Sidequest aber auch dafür bekannt, zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten für die VR-Brille zu ermöglichen, die Meta selbst so in den eigenen Einstellungen nicht anbietet. Dazu zählen beispielsweise Möglichkeiten, die Bildwiederholraten und das Rendering-Level zu verändern, aber auch die Performance von CPU und GPU anzuheben.

Neben kostenlosen Apps ist Sidequest auch bekannt für gute Portierungen – vorausgesetzt man besitzt das Spiel im Original.
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Frage: Ist Sideloading – und somit Sidequest – nicht illegal?

Antwort: Die Nutzung von Sidequest setzt die Aktivierung des Entwicklermodus voraus, für den Meta relativ klare Richtlinien erstellt hat. Demnach ist Sideloading nur dann nicht erlaubt, wenn die Rechte Dritter, etwa durch Raubkopien, verletzt werden oder wenn man sich beispielsweise durch einen alternativen Code Spielvorteile gegenüber anderen verschaffen würde. Auch die Nutzung von Tools, die gegen das Copyright verstoßen, ist darin untersagt.

Weniger klar ist das konkrete Prozedere, das Meta anwendet, wenn das Unternehmen dem Verdacht eines Missbrauchs nachgeht. In den Richtlinien wird lediglich angeführt, dass Konten gewarnt, eingeschränkt und letztlich temporär oder dauerhaft gesperrt werden können. Auch eine Meldung an Strafverfolgungsbehörden ist nicht dabei ausgeschlossen. Konkrete Beispiele werden jedoch nicht angeführt.

Die Schöpfer von Sidequest sollen jedenfalls direkt in Kontakt mit Meta stehen und sicherstellen, dass sich die Plattform an die Richtlinien des Unternehmens hält. Ein Kontrollsystem soll zusätzlich dafür sorgen, dass missbräuchliche oder gefährdende Inhalte identifiziert und gar nicht erst zugelassen werden.

Frage: Kann Sidequest die Hardware beeinträchtigen?

Antwort: Über einen Zeitraum von mehreren Monaten konnten keine groben Fehlfunktionen bei der Nutzung von Apps festgestellt werden, die über Sidequest heruntergeladen worden sind. Man sollte sich dabei aber bewusst sein, dass man VR-Apps auf einer experimentellen Ebene und unkuratiert nutzt. Die Aktivierung der Tuning-Optionen der VR-Brille erfolgt auch auf eigene Gefahr.

Das kann schon einmal bedeuten, dass sich eine App vielleicht nicht gleich starten lässt. Dass es Anwendungen gibt, die öfter abstürzen oder die Betriebstemperaturen der Brille merklich erhöhen. Im schlimmsten Fall kann es auch bedeuten, dass man die genutzte Hardware auf Werkseinstellungen zurücksetzen muss. Insofern sollte man wichtige Daten vor der Verwendung von Sidequest unbedingt sichern.

Mit Sidequest stehen den Nutzerinnen und Nutzern auch etliche Tuning-Optionen des Headsets offen. Auf eigene Gefahr, versteht sich.
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Frage: Was brauche ich, um Sidequest verwenden zu können?

Antwort: Neben einer VR-Brille von Meta benötigt man zunächst Computer, Laptop (Windows, macOS oder Linux) oder ein Android-Smartphone. Mit einem geeigneten USB-C-Kabel verbindet man die Brille mit einem der Geräte. Vor der Installation empfiehlt es sich, die Betriebssysteme aller zum Einsatz kommenden Geräte zu aktualisieren.

Frage: Wie installiere ich Sidequest?

Antwort: Die Einrichtung von Sidequest ist ein wenig umständlich, weil die Plattform nicht nur die Installation der Software an sich erfordert, sondern auch das Einrichten zweier Nutzerkonten. Nutzerinnen und Nutzer werden allerdings gut durch den Prozess geführt. Sind alle Schritte erledigt, kann Sidequest über die Brille allein sowie auch verbunden mit Computer oder Smartphone verwendet werden.

Der Installationsprozess von Sidequest ist ein wenig umständlich, aber immerhin gut dokumentiert – sogar in der App selbst.
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Auf der offiziellen Seite von Sidequest gibt es neben den unterschiedlichen Downloadversionen auch ausführliche Video-Anleitungen, wie man Sidequest in Gang bringt. Neben einer Registrierung auf der Plattform selbst ist es dafür auch notwendig, ein Entwicklerkonto direkt bei Meta zu erstellen und die VR-Brille in den Entwicklermodus zu setzen.

Um alle Funktionalitäten von Sidequest vollumfänglich nutzen zu können, sollte man den "Advanced Installer" herunterladen. Will man hin und wieder einfach nur Inhalte suchen und auf die VR-Brille laden, lässt sich das zudem dann auch über eine VR-App direkt über die Brille umsetzen. Auf die Inhalte zugreifen kann man nach erfolgreicher Installation ganz normal über die App-Bibliothek im Quest-Menü. Zu beachten ist dabei lediglich, dass man im Dropdown-Menü rechts oben "unbekannte Quellen" anwählt. (bbr, 28.12.2022)