Für Pratt klickten kürzlich in Madrid die Handschellen (Symbolbild).

Foto: imago images/Christian Schroedte

Für die Opfer von "Girls Do Porn" hat Weihnachten heuer etwas früher begonnen. Das sagt der Anwalt der 22 Klägerinnen, die gerichtlich gegen die Betreiber der mittlerweile stillgelegten Pornoseite vorgegangen sind gegenüber Motherboard. Denn einer der Betreiber, Michael Pratt, wurde nach jahrelanger Flucht nun in Spanien gefasst.

Betrug und Missbrauch

Von 2012 bis 2019 waren auf der Seite einschlägige Aufnahme mit hunderten Frauen veröffentlicht und damit beworben worden, dass es sich um in der Erotikfilmindustrie unerfahrene Teilnehmerinnen handelt. Dutzende der Gefilmten berichteten jedoch von kriminellen Praktiken der Verantwortlichen. Die Drehs waren vorab als reine Modelling-Jobs für schnelles Geld beworben und die Betroffenen so unter falschem Vorwand nach San Diego gelockt worden. Erst vor Ort im Hotel wurde dann offenbart, dass es sich um einen Pornodreh handelt und die Frauen unter Druck gesetzt, daran teilzunehmen. Auch von körperlichen Missbrauch wurde berichtet.

Zudem wurde den Betroffenen auch versprochen, dass die Aufnahmen nicht einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, sondern nur in einzelnen Ländern an Sammler verkauft werden. Tatsächlich wurden die Clips offensiv vermarktet und mitunter auch auf große Plattformen wie Pornhub hochgeladen. Pratt und Co sollen über die Jahre damit mehrere Millionen Dollar erwirtschaftet haben.

2019 zogen 22 Opfer schließlich vor Gericht, die Website wurde vom Netz genommen. Am Ende setzte es Urteile wegen Sexhandel, Nötigung und Betrug. Den Klägerinnen wurden insgesamt 18 Millionen Dollar an Schadenersatz zugesprochen. Pratt hatte sich noch zu Beginn des Verfahrens ins Ausland abgesetzt. Ein Haftbefehl wurde im November erlassen, Anfang 2020 war er von der Bundespolizei FBI als flüchtig ausgeschrieben worden. Erst im vergangenen September rückte er in die Top 10 der Fahndungsliste auf. Für Hinweise auf seinen Aufenthaltsort waren bis zu 100.000 Dollar ausgeschrieben.

In Madrid gefasst

Laut der Zeitung "El Español" war Pratt schließlich erwischt worden, nachdem er am vergangenen Mittwoch (21. Dezember) unter einer seiner zahlreichen Fake-Identitäten in eine Hotel in Madrid eingecheckt hatte. Es wird erwartet, dass Spanien den neuseeländischen Staatsbürger bald in die USA ausliefert.

Andere Mittäter haben in den letzten Monaten und Jahren schuldig bekannt und sind teilweise auch schon verurteilt worden. Dazu gehören Miteigentürmer Matthew Wolfe und Kamermann Theodore Gyi. Hauptdarsteller Ruben Garcia, der ebenfalls zu den Eigentümern zählte, fasste bereits letztes Jahr eine 20-jährige Haftstrafe aus.

Die Öffentlichwerdung der "Girls Do Porn"-Machenschaften sorgte auch für eine Diskussion rund um die Rolle von Portalen wie Pornhub und deren Umgang mit Videomaterial, das Missbrauch zeigt oder nicht einvernehmlich geteilt wurde. In weiterer Folge verpflichtete sich die Betreiberfirma Mindgeeks zur Löschung entsprechender Clips und der Einführung von Mechanismen, um ihre Verbreitung in Zukunft zu erschweren. Auch Pornhub wurde von den Opfern juristisch belangt, das Verfahren endete 2021 in einem Vergleich. (gpi, 24.12.22)