Sam Bankman-Fried beim Verlassen eines Gerichts in Manhattan.

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Sam Bankman-Fried und andere Manager sollen private Kredite in Milliardenhöhe von Alameda Research erhalten haben. Das berichtet die Ex-CEO des untergangenen Unternehmens, Caroline Ellison. Alameda Research war das Handelsunternehmen hinter der FTX-Gruppe. Das geht aus dem Protokoll einer gerichtlichen Anhörung vor. Ellison bekannte sich demnach schuldig und kooperiert nun mit den Ermittlern.

Demnach sollen Bankman-Fried alias SBF und andere Mitarbeiter von FTX eine geheime Vereinbarung mit Ellison als Chefin von Alameda Research gehabt haben. Der gefallene Krypto-Star und seine Entourage sollen das von ihnen gegründete Kryptounternehmen als ihre private Bank genutzt haben. Laut dem Geheimabkommen sollte sich Alameda unbegrenzt Geld von der Kryptobörse ausleihen können – das dann in die Tasche von Bankman-Fried gewandert sein soll, wie Reuters berichtet.

Falsche Bilanzen sollten Kredite verschleiern

"Wir haben bestimmte vierteljährliche Bilanzen erstellt, die das Ausmaß der Kreditaufnahme von Alameda und die Milliarden Dollar an Krediten, die Alameda an FTX-Führungskräfte und verbundene Parteien vergeben hat, verschleiert haben", wird Ellisons Aussage vor dem US-Bezirksrichter Ronnie Abrams vom Bundesgericht im New Yorker Stadtteil Manhattan zitiert.

Ellison und der FTX-Mitgründer Gary Wang bekannten sich beide schuldig und arbeiten mit den Strafverfolgungsbehörden im Rahmen eines sogenannten "Plea Deals" zusammen. Bei diesen Abkommen bekennen sich die Verdächtigen schuldig und sichern den Behörden ihre Kooperation zu. Im Gegenzug können sie mit teils deutlicher Strafminderung rechnen. Es gilt somit als wahrscheinlich, dass Ellison und Wang vor Gericht gegen Sam Bankman-Fried aussagen werden.

Als Investoren im Juni 2022 Gelder von Alameda zurück wollten, lieh sie sich die nötigen Milliardensummen einfach von FTX aus. Dass es sich dabei um Kundengelder gehandelt habe, sei ihr bewusst gewesen, teilte Ellison dem Gericht mit. Die Kunden hätten von der Verinbarung nichts gewusst.

"Was ich getan habe, tut mir sehr leid", sagte Ellison und fügte hinzu, dass sie dabei helfen werde, die Kundengelder zurückzuzahlen. Auch Wang gab zu Protokoll, dass ihm das Unrecht seiner Taten bewusst war.

Manipulation am Code von FTX

Wang gab in einer weiteren Anhörung zu Protokoll, dass er den Code von FTX so manipuliert hat, dass Alameda besondere Rechte an der Kryptobörse hatte, während andere aus dem Unternehmen gegenüber Investoren und Kunden genau das Gegenteil behaupteten, nämlich, dass Alameda keine Vorrechte genieße. Wer die Anweisung zur Änderung des Codes gab, sagte Wang nicht.

Nicolas Roos, ein Staatsanwalt, sagte vor Gericht, dass im Prozess gegen Bankman-Fried mehrere Zeugen gegen den ehemaligen FTX-Chef aussagen werden. Bankman-Fried habe einen "Betrug epischen Ausmaßes" verübt, der zu Milliardenverlusten bei seinen Kunden und Investoren geführt hat, sagte Roos während der Anhörung.

Laut dem Bericht habe Bankman-Fried zwar Fehler im Risikomanagement eingestanden, fühlt sich aber nicht als Krimineller. Der 30-Jährige ging keinen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein. Bankman-Fried wurde 2019 mit der Gründung von FTX zum Multimilliardär und wurde einflussreicher Spender von wahlkämpfenden US-Politikern der demokratischen wie der republikanischen Partei.

Bankman Fried wurde am Donnerstag aus der Haft entlassen, als eine 250 Millionen Dollar schwere Kaution für ihn hinterlegt wurde. Er kam am Mittwoch in den USA an, wo er im Haus seiner Eltern in Kalifornien unter Hausarrest gestellt wurde. (pez, 25.12.2022)