Au weh. Den Abend des 24. Dezember habe ich noch mit Ach und Krach heruntergebogen, dann aber haben mich die Viren niedergestreckt. Grippaler Infekt. Seither ist stetes Wälzen im Bett angesagt. Kein Einzelschicksal, gleichwohl lästig und fad.

Dabei finde ich es ja faszinierend, wie der Körper immer zuverlässig feststellt, wann es Zeit zum Wälzen ist, und den Befehl ans Hirnkastl weitergibt: Roll over, Winder, lang genug auf dem Bauch gelegen! Wälze ich mich dann nach rechts, bekomme ich Gelegenheit, die Konturen des Plumeaus und den adretten Faltenwurf des Leintuchs zu studieren. Wälze ich mich auf den Rücken, komme ich in die Lage zu beobachten, was sich an der Zimmerdecke abspielt, und weil ich meine Zimmerdecke seit dem Lockdown 2020 bestens kenne, darf ich versichern: Rein gar nichts geht dort weiter. Aber es wäre ja wohl auch Humbug, wollte man seinen Fortschrittsglauben just an der Zimmerdecke verwirklicht sehen.

Die Grippewelle hast Österreich im Griff.
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Wenn man der Wälzerei einmal überdrüssig ist, kann es passieren, dass man auf die blödesten Ideen kommt, sich etwa mit dem Tablet ins Reich der "sozialen Medien" zu begeben. Facebook, Twitter: was für disparate Kramläden, mit denen man das Gefühl einer grippal induzierten Verfetzenschädelung noch stark intensiviert!

Die Leute sind trotzdem ganz scharf drauf, an den hunderttausend Tweets zu arbeiten, aus denen dereinst ihr geistiger Nachlass bestehen wird. Manchmal lässt sich ja auch Gescheites finden, wenn etwa Ex-US-Arbeitsminister Robert Reich auf Twitter schreibt: "Eine Handvoll Milliardäre hat heute eine noch nie dagewesene Kontrolle über das Bankwesen, die Nahrung, die wir essen, die Gesundheitsversorgung und, zuletzt, die Informationen, die wir bekommen. So schaut Oligarchie aus."

Mitgemeint ist natürlich auch Elon Musk, Knallkörper des Jahres, der augenscheinlich am liebsten die ganze Welt so behandeln würde wie seine Angestellten, wie den letzten Dreck nämlich. Mein Wunsch an die Politik für 2023 wäre, dass sie den globalen Durchgestaltungsfantasien von Leuten wie Musk deutliche Grenzen zöge, anstatt die Hure der Superreichen zu spielen. Aber auch wenn sie es, wie zu befürchten, nicht tun wird: Der geschätzten Leserschaft wünsche ich dennoch alles Gute für das neue Jahr. Ich wälze mich indessen weiter. (Christoph Winder, 30.12.2022)