Auf die Forderung von Ärztekammer und anderen, angesichts der akuten Medikamentenengpässe die Produktion von Asien nach Europa zu verlagern, gibt es eine kurze Antwort: Hygiene Austria. Als zu Beginn der Corona-Pandemie die Masken knapp waren, wurde auf politischen Druck eine Produktion im Inland hochgezogen. Das mündete in ein Fiasko, weil die Kosten nicht wettbewerbsfähig waren und aus China bald wieder genügend Masken kamen.

Momentan sind viele Medikamente nicht oder nur beschränkt verfügbar.
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Bei Antibiotika wäre ein solcher Schritt noch sinnloser. Das Problem ist ja nicht, dass China nicht produzieren kann oder die Ware irgendwo festhängt. Die Pharmaindustrie wurde, so wie viele andere, von der heurigen Infektionswelle überrascht und hat zu wenig in Auftrag gegeben. Bei einer teureren Produktion in Europa müssten die Hersteller noch knapper kalkulieren als in Asien. Wird von der Industrie gefordert, auf Verdacht mehr zu produzieren, müssten die Mehrkosten abgegolten werden – etwa über höhere Medikamentenpreise.

Weder ist das Problem der Engpässe so dramatisch, wie es derzeit scheint, noch gibt es einfache Lösungen. Der Staat kann zwar größere Vorräte anlegen, etwa von Breitband-Antibiotika, aber auch eine solche Reserve kostet Geld, muss ständig erneuert werden und wird wahrscheinlich nie gebraucht.

Auch in der Gesundheit gibt es unerwartete Entwicklungen, auf die niemand vorbereitet ist. Die beste Reaktion darauf ist geschicktes Improvisieren – was in Österreich ganz gut gelingt. (Eric Frey, 3.1.2023)