Genauso wichtig wären attraktive Gegenangebote auf der Schiene.

Foto: IMAGO/imageBROKER/Bildagentur Geduldig

Die Zeit der Flugtickets zum Spottpreis ist vorbei. Zwar werben Billigfluglinien zum Teil noch immer mit Städtetrips um 20 oder 30 Euro. Doch wer zu einem genauen Datum und mit Gepäck fliegen will, zahlt deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren: etwa 300 Euro für eine Reise nach Lissabon im Sommer oder 250 Euro für einen Trip nach Rom im April. Im Vergleich zum Niveau von vor der Corona-Krise verteuerten sich die Flüge um 20 bis 30 Prozent.

Auch wenn das die Konsumentinnen und Konsumenten im Geldbörsel schmerzt: Der jüngste Preisanstieg ist dringend notwendig. Und noch mehr: Die Flugkosten werden in den nächsten Jahren weiter anziehen müssen – schon allein wegen der schrittweisen Anhebung der Kosten für CO2-Zertifikate und der verpflichtenden Quote zur Beimischung von teurem, nachhaltigerem Treibstoff.

Dazu kommt – im Idealfall – eine Besteuerung von Kerosin, wie sie längst überfällig ist. Im Gegensatz zu anderen Projekten des EU-Klimapakets "Fit for 55" haben sich die Mitgliedsstaaten nach wie vor nicht auf eine gemeinsame Position geeinigt. Das wäre aber dringend notwendig, um innerhalb Europas für einen fairen Wettbewerb mit der Bahn zu sorgen. Derzeit ist dieser Kampf aufgrund der Steuerbefreiungen für den Flugverkehr stark verzerrt.

Luxusvergnügen?

Wird Fliegen damit wieder ein Stück weit zum Luxusvergnügen, das sich nur wohlhabende Menschen leisten können, so wie das in den 1970er- und 1980er-Jahren der Fall war? Gut möglich. Doch in der Diskussion wird eines meist vergessen: Global gesehen sind Flugreisen schon immer der Luxus einer kleinen Oberschicht auf Kosten der Allgemeinheit gewesen. Dasselbe gilt für fast alle Lebensbereiche: Laut der internationalen NGO Oxfam sind die reichsten zehn Prozent der Menschheit für die Hälfte aller Konsumemissionen verantwortlich. Auf die ärmsten 50 Prozent entfallen nur zehn Prozent.

Dass sich die europäische Mittelschicht an einen Lebensstandard gewöhnt hat, den sie nicht mehr aufgeben will, ist verständlich. Es gäbe aber genug Raum für Kompromisse: etwa eine Passagiersteuer, die umso höher wird, je öfter eine bestimmte Person pro Jahr fliegt. Genauso wichtig wäre es, noch mehr leistbare Zugverbindungen zu etablieren und damit – zumindest auf Kurzstrecken – attraktive Gegenangebote auf Schiene zu bringen. Die steigenden Preise für Flugreisen sind der richtige Zeitpunkt dafür. (Jakob Pflügl, 6.1.2022)