Peter Schröcksnadel und ...

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... Patrick Ortlieb (hier mit Präsidentin Roswitha Stadlober) werden wohl nicht mehr ziemlich beste Freunde.

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Natürlich konnte Peter Schröcksnadel die Anschuldigungen von Patrick Ortlieb nicht einfach kommentarlos hinnehmen. Der Finanzreferent im Skiverband hatte kritisiert, dass es im ÖSV eine zu große Komfortzone gebe und es daher nicht nach Wunsch laufe. Ortlieb machte sich für eine Verkleinerung der Entouragen, Trainerteams und Kader stark und Roswitha Stadlobers Vorgänger für die aufgeblähte Struktur im Verband verantwortlich.

Damit hat sich der Abfahrtsolympiasieger von Albertville 1992 den Zorn des Langzeitpräsidenten im Skiverband zugezogen. Schröcksnadel fordert Ortlieb, den er einst selbst protegierte, in der "Kleinen Zeitung" zum Rücktritt auf, damit er den Verband nicht kaputt mache. "Er kann es offenbar nicht", sagte der offensichtlich beleidigte Ex-Präsident und legte nach: "Ich habe gelesen, dass er im Hotel in der Küche aushelfen muss. Wie soll so jemand, der den eigenen Betrieb nicht im Griff hat, den Verband führen?

Ortlieb ist Teil der Führungsriege um Präsidentin Stadlober und Generalsekretär Christian Scherer und gilt als Strippenzieher im Verband. Mit seiner Kritik an den Strukturen hat er dem ÖSV in einem sehr ungünstigen Moment unvermittelt ein Eigentor geschossen, zumal schon die abgesehen von ein paar durchaus sehr positiven Ausreißern anhaltende sportliche Flaute samt damit einhergehender Trainerdiskussion für ausreichend Unruhe in den eigenen Reihen sorgt.

Diesbezüglich ist Schröcksnadel sehr wohl auch selbst in die Pflicht zu nehmen. Unter seiner Führung hat es der ÖSV verabsäumt, den Nachwuchs während der alles in den Schatten stellenden Wundertaten eines Marcel Hirscher mittels Sogeffekts behutsam an die Weltspitze heranzuführen. Dass er vor seinem Abgang den Fehler eingestand, macht diesen nicht ungeschehen. Das Versäumnis wird sich noch jahrelang negativ auswirken.

Der aktuellen Chefetage ist vorzuwerfen, dass durch die zahlreichen Änderungen in den Führungsebenen und Trainerteams wertvolles Know-how mit einem Schlag verloren gegangen ist. Es herrscht Orientierungslosigkeit im ÖSV. Die Verantwortlichen werden alle Hände voll zu tun haben und an vielen Rädern drehen müssen, um den Turnaround zu schaffen. So wie der Skiverband derzeit dasteht, sind Zweifel am Gelingen des Unterfangens berechtigt. (Thomas Hirner, 12.1.2023)