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Humor hilft in Krisenzeiten, und das nicht nur im privaten Bereich. Die konkrete Frage, ob im Berufsleben mehr gelacht werden sollte, beantworten 93 Prozent der Beschäftigten mit Ja.

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Am 24. Jänner ist der "Tag des herzhaften Lachens". Der Aktionstag wurde 2006 ins Leben gerufen, mit dem Ziel, ein Lachen für 24 Stunden um die Welt zu schicken. Um mitzumachen, ist nicht mehr nötig, als um 13.24 Uhr lokaler Zeit zu lachen – so ist es möglich, dass in jeder Stunde irgendwo auf der Welt gelacht wird. Und das ist bekanntlich gesund, schließlich wird durch Lachen unter anderem Serotonin ausgeschüttet und das Herz-Kreislauf-System in Schwung gebracht.

Ein Lachen aktiviert außerdem über 80 Muskeln und stärkt die Abwehrkräfte – neben den physiologischen Effekten wirkt es sich aber vor allem positiv auf die Psyche des Menschen aus. "Lachen schärft die Aufmerksamkeit, erhöht die Motivation, löst Spannungen und kann sogar einen Perspektivenwechsel unterstützen", erklärt Gerald Käfer-Schmid, Psychologe und Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching. Eine Unternehmenskultur, die den Einsatz von Humor gutheißt, könne also zum Wohlbefinden und einer besseren Stimmung im Team beitragen.

Auch Kareen Seidler, wissenschaftliche Leiterin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig, betont die Vorteile von Humor im beruflichen Umfeld: "Humor kann auch dabei helfen, Widerständen zu begegnen oder Kritik zu vermitteln." In jedem Unternehmen passiere Humor, entweder "hinter dem Rücken der Chefetage oder mit deren Segen". Sie rät daher Führungskräften, Humor gezielt zu nutzen.

Zwei Arten von Humor

Doch ist Humor im Job überhaupt angebracht – in Zeiten von Krieg, Inflation und Klimakrise? "Gerade bei schwierigen Themen ist Humor bedeutsam und kann dabei helfen, diese anzusprechen oder die Bearbeitung der Themen zu beginnen", sagt Psychologe Käfer-Schmid. Natürlich gilt es, Humor angemessen anzuwenden und keine beleidigenden oder diskriminierenden Witze zu machen. Humor-Expertin Seidler sieht das ähnlich: "Im Prinzip kann Humor immer und überall genutzt werden. Wir müssen nur darauf achten, welche Art von Humor wir nutzen und was wir damit bewirken." Wichtig sei in jedem Fall Empathie und die Fähigkeit, abschätzen zu können, wie gut der Humor beim Gegenüber ankommt.

Die Humorforschung unterscheidet zwischen aggressivem und sozialem Humor. Am Arbeitsplatz ergebe es laut der Expertin Sinn, vor allem sozialen Humor zu nutzen. Dieser sei wertschätzend, verbindend und tue keinem weh. Im vertrauten Kreis könne auch aggressiver Humor genutzt werden, um sich selbst oder andere auf den Arm zu nehmen. "Aber zum Teambuilding, zur Vertrauensstärkung und zur Entspannung der Atmosphäre ist sozialer Humor die sichere Bank", erklärt sie.

Aufholbedarf im Job

Rund zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher schätzen ihre Mitmenschen als humorvolles Volk ein. Eine klare Mehrheit von 93 Prozent gab zudem an, Humor sei ihnen generell sehr oder eher wichtig. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Online-Research-Instituts Marketagent im Auftrag der Eventagentur Happy & Ness. Im Vorjahr wurden dafür rund 1.000 Personen in Österreich befragt.

Dass Humor die Resilienz steigern kann, um gut und gesund durch Krisen zu kommen, bestätigen drei Viertel. Auf die konkrete Frage, ob im Berufsleben mehr gelacht werden sollte, stimmt eine überwältigende Mehrheit von 93 Prozent zu. Sechs von zehn Befragten sind außerdem der Meinung, dass durch gemeinsames Lachen eine entspannte und positive Atmosphäre entsteht. Vor allem Frauen stimmten dieser Aussage mit einer deutlichen Mehrheit von 69 Prozent zu – gegenüber 56 Prozent bei den männlichen Befragten.

Doch gerade, wenn es darum geht, wie Humor im Job ankommt, gibt es laut Expertin Seidler deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: "Studien haben gezeigt, dass der Humor von Frauen im Arbeitsalltag leider eher als störend empfunden wird als Humor, den Männer produzieren." Frauen hätten kein Problem damit, sich auch mal selbst durch den Kakao zu ziehen. Bei Männern sei das hingegen weniger ausgeprägt. "Die scheinbaren Unterschiede beim Männer- und Frauenhumor sind aber eher auf soziale Prägung und gesellschaftliche Stereotypen zurückzuführen. Da muss sich also noch einiges tun", erklärt sie.

Humor bewusst einsetzen

Das Angebot an Lachkursen und -seminaren ist mittlerweile groß – kann bzw. muss man Lachen und Humor überhaupt lernen? "Humor müssen wir nicht lernen. Denn jeder Mensch hat Humor – aber natürlich nicht den gleichen", sagt Seidler. Die Seminare und Trainings des Humorinstituts könnten Führungskräfte und Arbeitnehmende dabei helfen, Humor bewusster wahrzunehmen und einzusetzen. Dafür gebe es durchaus bestimmte Techniken, die man erlernen kann.

"Man fühlt sich einfach gut, wenn man gerade ein lustiges Video anschaut oder gemeinsam mit Freund:innen lacht. In Lachseminaren können Menschen lernen, diese positiven Gefühle bewusst herbeizuführen und die Vorteile des Lachens für sich zu nutzen", sagt Käfer-Schmid. Auch Lach-Yoga stellt das Lachen in den Mittelpunkt, und Atmungstechniken werden gezielt mit Lachübungen verbunden, um Stress abzubauen, die Stimmung zu verbessern und das Immunsystem zu stärken. Gerade im Arbeitsalltag könnten davon Firmen wie Beschäftigte profitieren. (Anika Dang, 24.1.2023)