Anahid Aghamanoukjan findet: "Soziale Organisationen müssen in ihrer Arbeit vor allem wirkungsvoll sein."
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Virtueller Unterricht steht an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH nicht erst seit der Pandemie auf dem Programm. Die Wienerin Anahid Aghamanoukjan unterrichtet dort seit acht Jahren im Masterstudiengang Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie, und zwar hauptsächlich online. "Meine Rolle als Lehrende ist ganz anders als in klassischen Vorlesungen: Ich bin eher Begleiterin", sagt sie. "Bei uns sitzen die Studierenden nicht vor Zoom, während die Vortragenden Folien herunterbeten."

Veränderungen unterstützen

Lehrveranstaltungen starten mit einem Präsenztermin am Campus in Wiener Neustadt, danach passiert alles zeit- und ortsunabhängig. "Ich habe festgestellt: Man braucht nicht viele Termine vor Ort, aber ein paar sind schon wichtig", sagt die 45-Jährige. Inhaltlich fokussiert sich ihre Arbeit vor allem auf nicht profitorientierte und zivilgesellschaftliche Organisationen: Wie können diese analysiert werden, wie kann man sie in Veränderungen unterstützen? Sie lehrt außerdem Non-Profit-Management und qualitative Methoden.

Nach dem Diplomstudium ging Aghamanoukjan zunächst in die Organisationsberatung. In ihren Projekten ging es etwa darum, sozialen Organisationen zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. Für ihre Dissertation kehrte sie an die Uni zurück: An der WU Wien analysierte sie Jahresberichte sozialer Organisationen und erforschte, wie diese mit Innovation umgehen. Was passiert, wenn Konzepte wie dieses aus einer anderen Welt an soziale Organisationen herangetragen werden?

Aghamanoukjan sagt: "Soziale Organisationen müssen in ihrer Arbeit vor allem wirkungsvoll sein: Wenn es etwa darum geht, Armut zu bekämpfen, kann das nicht immer innovativ sein." Heute lehrt Aghamanoukjan nicht nur an der FH, sondern forscht dort auch. Das findet sie auch für die Studierenden wichtig, die davon profitieren.

Rahmenbedingungen für Zivilcourage

Für kleine Fachhochschulen wie die Fern-FH ist es außerdem essenziell, Forschungskooperationen einzugehen. Zusammen mit einem Kollegen an der WU beschäftigt sie sich aktuell mit dem Thema Zivilcourage: "Dieser Bereich ist bei uns nämlich nicht so gut erforscht, wie man meinen könnte", sagt die Expertin.

Für die Forschung ist sie gerade dabei, aus bisherigen Arbeiten abzuleiten, wie Organisationen Zivilcourage unterstützen und lernen können. Es sollen aber auch Empfehlungen für die Politik abgeleitet werden. Welche Rahmenbedingungen braucht es, um Zivilcourage zu fördern? Dafür soll nicht nur beim Individuum angesetzt, sondern auch nach Kontextfaktoren gefragt werden.

Wie kann es etwa erleichtert werden, sich an die Polizei zu wenden? "Es gibt schon gute Schulungskonzepte zum Thema, aber wir wollen das noch verbessern, indem wir schauen, wie man die Politik auch noch miteinbeziehen kann. Weil sonst läuft man Gefahr, Zivilcourage nur als individuelle Verhaltensweise zu sehen", sagt Aghamanoukjan. (Pia Gärtner, 11.2.2023)