Die Aktion #Aufschrei konnte 2013 viele Frauen dazu bewegen, über ihre Erfahrungen mit Sexismus zu reden.

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Es war ein erster digitaler Aufschrei. Genau so hieß auch die erste große feministische Kampagne im deutschsprachigen Raum, die vor genau zehn Jahren aus sozialen Medien in die Mitte der Gesellschaft drang. Die Feministin Anne Wizorek motivierte Ende Jänner 2013 auf Twitter Menschen, ihre Erlebnisse mit Sexismus zu teilen. Gleichzeitig machte die Journalistin Laura Himmelreich sexuelle Belästigung durch den FDP-Politiker Rainer Brüderle öffentlich – was der Debatte zusätzlich Schwung verlieh.

Das bisschen Hashtag

Worüber unter #Aufschrei berichtet wurde, passierte von Angesicht zu Angesicht. Trotzdem kassierten Initiativen wie #Aufschrei in den darauffolgenden Jahren den oft abwertend gemeinten Titel "Hashtag-Feminismus" – gerade so, als ob man es nicht ernst nehmen müsse, weil das Ganze auf Twitter seinen Anfang nahm. Das war einmal mehr der Versuch, die Form der Kritik in den Vordergrund zu zerren, um sich über die Inhalte – Sexismus und Frauenhass – hinwegzuschwindeln.

Respekt für Betroffene

Heute kann die Wirkung von #Aufschrei und später #MeToo nicht mehr kleingeredet werden. Sie haben vielen eine Stimme gegeben, wenn auch in einem schnelllebigen und auf hitzige Diskussionen ausgelegten Raum. Aber was wir noch lernen müssen: mit Bedacht darüber zu reden, Respekt für Betroffene zu zeigen, statt ihnen "Hysterie" vorzuwerfen. Das brauchen wir – vor zehn Jahren genauso wie heute. (Beate Hausbichler, 31.1.2023)