Bei einer Werbeagentur in Köln werden nun Menschen gesucht, die eine KI mit den richtigen Befehlen füttern können.
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Mit dem Hype um die KI-Software Chat GPT wird vielen Firmen bewusst, wie wichtig künstliche Intelligenz auch für ihren Betrieb ist – wegdenken lassen sich entsprechende Anwendungen kaum noch. Wie der "Spiegel" zuerst berichtete, sucht eine Werbeagentur in Köln nun nach einem oder einer "AI Prompter", also einer Person, die KI-Software mit nützlichen Befehlen füttert. Im besten Fall soll die Software dann ideale Ergebnisse auswerfen.

Vor allem für schnell entwickelte Kampagnenideen soll die Verwendung von Chat GPT und Text-zu-Bild-Generatoren wie Dall-E2 oder Midjourney laut des Artikels für die Werbeagentur von Vorteil sein. Trotzdem seien die Entwürfe oft weit davon entfernt, als echte Vorlage für Kunden zu dienen. Mit "KI-Flüsterern" als Spezialisten, die genau wissen, welche Befehle an die KI erwünschte Ergebnisse bringen, erhoffe sich die Agentur nun produktreife Resultate.

Demnach sucht die Agentur in der Stellenanzeige "Deutschlands erste/n AI Promper / Prompt Crafter" mit einem Background im Bereich Kommunikation, Redaktion, Text, Content-Erstellung oder Marketing. Die Person soll "die Zukunft von Kommunikation und Marketing im Zeitalter der künstlichen Intelligenz" mitgestalten. Mitgestalten ist hier wohl der wichtige Begriff – denn die Stellenanzeige suggeriert, dass ohne menschliches Eingreifen noch keine brauchbaren Ergebnisse aus KI-Software möglich sind.

Keine Ausbildung notwendig

Für die Fakultät für Informatik an der Technischen Universität Wien ist ein KI-Prompter kaum eine Neuheit. "Gewissermaßen ist jeder Beruf im Bereich Informationstechnik der eines Übersetzers zwischen Mensch und Maschine", sagt Peter Knees, Professor für Information und Software Engineering. Benutzer von KI-Tools würden schlicht ausreichend Erfahrung mit deren Umgang benötigen.

"Dabei muss ich aber keineswegs eine Ausbildung in künstlicher Intelligenz hinter mir haben und die technischen Grundlagen verstehen", sagt Knees. Selbst Fachleute, die KI-Anwendungen entwickelt hätten, könnten oft nicht sicher voraussehen, welcher Input zu welchem Output führe. Auch wenn jemand die Datensätze und das KI-Modell gut kenne, könne nie ein Ergebnis vorhergesagt werden.

Jobs wird es trotz (oder gerade wegen) KI wohl immer genügend geben. Denn eine Anwendung, die Texte, Bilder, Musik oder Computerprogramme generieren könne, brauche immer auch noch die Kuratierung der Inhalte durch den Menschen, betont der Professor. Also jene Aufgabe, die verstärkt relevant sein wird: zu erkennen, welche Inhalte der künstlichen Intelligenz tatsächlich einen Wert haben, zum Beispiel originell, gelungen oder witzig sind. "Das kann die Maschine nicht oder nur sehr beschränkt simulieren", ergänzt Knees. "Auch wenn die Simulation immer besser wird."

Viele Bereiche in der Zukunft von KI übernommen

Vor allem in Jobs, bei denen Daten eingegeben, verarbeitet oder analysiert werden, wird künstliche Intelligenz in Zukunft vermehrt eingesetzt werden. Dafür braucht es aber zumeist noch Arbeitskräfte, die Daten interpretieren können, programmieren können oder sich etwa in Feldern wie Ethik bei künstlicher Intelligenz auskennen.

Peter Knees von der TU Wien vermutet, dass KI-Jobs in der Kreativbranche immer interessanter werden könnten. Denn KI könnte Arbeitsprozesse beschleunigen und Benutzern auch dann kreative Outputs liefern, wenn die Mitarbeiter selbst gerade uninspiriert sind. Somit könnte "Mensch-KI-Co-Kreation" ein bedeutsames Feld werden.

Selbst bei dem gehypten Chat GPT erhofft man sich durch neue, extra geschaffene Stellen eine bessere KI. Laut dem US-Portal "Semafor" hat das Unternehmen hinter dem Textdienst Chat GPT, Open AI, im vergangenen halben Jahr 1.000 Leiharbeiter unter anderem in Lateinamerika und Osteuropa engagiert, welche die Ergebnisse von Chat GPT verbessern sollen. Dem Bericht zufolge sind die neuen Arbeitskräfte allerdings keine Spezialisten der KI, die die Technologie weiterentwickeln sollen. Mehr als die Hälfte der neuen Angestellten sortiert Daten vor, mit denen die verschiedenen Open-AI-Dienste trainiert werden können. (mera, 31.1.2023)