Das Burgenland krempelt den sozialen Wohnbau um. Die SOWO – So Wohnt Burgenland Gmbh wurde als Tochter der Landesimmobiliengesellschaft gegründet, sie will ab heuer leistbare Eigenheime errichten.

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Das Burgenland baut nun mit einer eigenen Landesgesellschaft günstige Eigenheime, die ersten Baubeginne sollen noch heuer stattfinden. Die neuen, von der Landesregierung beschlossenen Richtlinien 2023 "zur Förderung der Errichtung von Gruppenwohnbauten, Reihenhäusern und Wohnungen", die dem STANDARD vorliegen, bedeuten aber gleichzeitig auch für die burgenländischen gemeinnützigen Bauvereinigungen wohl das Aus für den geförderten Wohnbau.

Krisentreffen kommende Woche

Denn unter den nun geltenden Bedingungen werden die burgenländischen Gemeinnützigen ins freifinanzierte Segment getrieben, jedenfalls sieht das Gemeinnützigen-Landesobmann und OSG-Chef Alfred Kollar so. Er wird sich kommende Woche mit den Spitzen der drei anderen burgenländischen Gemeinnützigen treffen, um über die Situation zu beraten.

Kollar ist der Ansicht, die Gemeinnützigen "können und dürfen" unter diesen Umständen nicht mehr gefördert bauen, das lasse sich mit dem WGG nicht in Einklang bringen, "und das muss ich zur Kenntnis nehmen". Und im Übrigen widerspreche das neue Förderregime nicht nur dem WGG, "sondern auch meinem Verständnis von sozialem Wohnbau", sagt Kollar. Er sei ein Anhänger des "Generationenvertrags", der dem gemeinnützigen Sektor innewohne: leistbare Wohnungen für die, die sie brauchen – samt Weitergabe an andere, wenn sie nicht mehr benötigt werden. "Eigentum jemandem nachzuwerfen macht keinen Sinn."

Und Kollar, der mit der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft die weitaus größte burgenländische Bauvereinigung führt, erkennt auch keinen tieferen Sinn darin, als gemeinnützige Genossenschaft eine gewerbliche Tochter zu gründen, um sozialen Wohnbau machen zu können. "Ich verstehe die ganze Konzeption nicht", meint er, und dass er relativ bald zu lesen aufgehört habe, als er die Förderrichtlinien bekam.

"Land muss Geld in die Hand nehmen"

Alexander Langer, Geschäftsführer der Neuen Eisenstädter Gemeinnützige Bau-, Wohn- u. Siedlungsgesellschaft, kennt die neuen Richtlinien beim Gespräch mit dem STANDARD noch gar nicht. Grundsätzlich hält aber auch er den Schritt des Landes für wenig durchdacht.

Langer weist darauf hin, dass im burgenländischen geförderten Wohnbau bisher ein Hebel von etwa 1:10 gegolten habe: Mit dem Einsatz von 30 bis 35 Millionen Euro an Wohnbaufördermitteln sei jährlich ein Bauvolumen von etwa dem Zehnfachen davon ausgelöst worden. "Wenn man im Land nun das alles selbst machen will, dann muss man auch die vollen Mittel dafür in die Hand nehmen." (Martin Putschögl, 2.2.2023)